Die vierte Gewalt

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 1 Min.

Journalismus ist die sogenannte vierte Gewalt. Ausgeübt wird sie mit Schlag-Zeilen, und manchmal klingt Wort tatsächlich wie Mord. Politiker allerdings mögen den Journalismus. Der Parlamentarismus nennt sich seit langem schon Talkshow, und die Parteiversammlung wurde zur Einschaltquote. Wenig Kraft nur noch in den Hirnmuskeln dieser vierten Gewalt, sie teilt sich mit der Politik die Hauptaufgabe – unter dem Deckmantel der Vielfalt eine Menge Einfalt zu produzieren.

Aus Sri Lanka kommt nun eine Hoffnungs-Fama. Als ein Minister wegen kritischer Berichte ins TV-Studio stürmte, um sich zu beschweren, wurde er kurzerhand ins Nebenzimmer gesperrt. Das könnte ein Signal sein. Redakteure holen Spitzenpolitiker zur Elefantenrunde und sorgen dafür, dass keiner von denen mehr die Mücke machen kann. »Berlin direkt« übergibt an die Privaten: »Hinter Gittern«. Statt Wahlstudio Comedy-Falle. Mainstream-Medien bekämen wieder Biss; statt der Handschriften von Edelfedern zählten plötzlich Handschellen aus Edelstahl – das wäre zupackender Journalismus in Zeiten von Kerner, Kai und anderen Pflaumen ... Nein, so weit kann es nie kommen. Obwohl auch deutsche Politiker in die Studios deutscher Journalisten stürmen – Mikrofone sind schließlich noch das einzige, was sie sich gern vorhalten lassen.

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