nd-aktuell.de / 29.12.2007 / Politik / Seite 4

Ein Müllauto nach Bolivien?

Erika Hampel über ihre Hilfe für eine südamerikanische Gemeinde / Die Berlinerin sorgte dafür, dass bald ein oranges Müllauto durch die bolivianischen Anden fährt

Fragwürdig: Ein Müllauto nach Bolivien?

ND: Frau Hampel, warum braucht Samaipata ausgerechnet ein Müllauto?
Hampel: Samaipata ist ein kleiner, hübscher Ort in Bolivien, einem der ärmsten Länder Lateinamerikas. Er liegt in den östlichen Ausläufern der Anden im Department Santa Cruz und hat mit den 44 umliegenden Dörfern etwa 10 000 Einwohner. Die Gemeinde hat aber ein Müllproblem. Die Entsorgung erfolgt derzeit durch einen offenen Lkw, der aus Altersgründen oft ausfällt. Auch die Deponie entspricht nicht ökologischen Anforderungen, da Substanzen ins Grundwasser eindringen.

Warum muss das Müllauto aus Deutschland kommen?
Von der bolivianischen Regierung unter Evo Morales wurden Maßnahmen zum Quellen- und Wasserschutz eingeleitet, die allerdings erst nach und nach greifen können. Das Problem ist aber nicht länger aufschiebbar. Darum hat die Gemeinde ein Projekt erarbeitet, das die kontinuierliche Abfuhr sichert und eine Kontamination des Grundwassers ausschließt. Die Kosten dafür sind hoch – etwa 85 000 US-Dollar. Dies kann die Gemeinde nicht aufbringen. Sie trägt aber eine besondere Verantwortung, da Samaipata im Quellenschutzgebiet mehrerer Flüsse liegt, die in den Rio Grande münden. So sind alle Menschen, die an den Flüssen leben, von unsauberem Trinkwasser betroffen.

Wie kamen Sie zu der Aktion?
Ich war im vorigen Jahr dort. Über die Vermittlung meiner Freunde Thomas Schramm und Alexandra Danzl, die dort wohnen und die Gemeinde unterstützen, hat sich der Bürgermeister mit der Bitte um Hilfe bei der Beschaffung eines Müllfahrzeugs an Deutschland gewandt und mich gebeten, in seinem Namen zu handeln.

Und wie ging es weiter?
Es war ein aufregendes halbes Jahr, und wenn ich darauf zurückblicke, empfinde ich Glück darüber, wie viele Menschen sich dafür eingesetzt haben. So ist es über den »Freundeskreis Cochabamba« der evangelischen Kirche und den Einsatz seines Leiters, Gerd Beyer, gelungen, ein gebrauchtes, aber gut erhaltenes Müllfahrzeug als Spende zu erhalten. Der Berliner Landesvorstand der LINKEN hat auch einen wesentlichen Anteil am Gelingen des Projekts. Als die Fahrzeugpapiere und Fotos des Autos nach Samaipata übermittelt wurden, war die Freude dort riesengroß. Zu Ehren der Spender will die Gemeinde sogar zwei Bäume auf der Plaza pflanzen.

Und wie bringen Sie das Auto nach Bolivien?
Dabei hilft uns der Solidaritätsdienst-international e.V. (SODI). Er übernimmt die Logistik. Finanzielle Mittel können aber weder von Cochabamba noch von SODI aufgebracht werden, so dass wir weiter auf Spenden angewiesen sind. Ich denke, es ist wichtig, Solidarität mit dem bolivianischen Volk zu zeigen, das sich eine neue Verfassung gegeben hat, die einen eigenen ökonomischen und sozialen Weg aufzeigt. Die bolivianische Regierung steht deswegen unter starkem Druck der ehemaligen herrschenden Eliten, die mit Gewalt und ausuferndem Rassismus diese Verfassung unter allen Umständen verhindern wollen. Mit einer Spende, die zugleich ein Beitrag zur Verbesserung der Umwelt ist, wäre viel geholfen.

Werden Sie Ihren Freunden auch weiterhin helfen?
Ich will den Bolivianern helfen. Ich habe Sie einfach ins Herz geschlossen.

Fragen: Oliver Händler

Spenden an: SODI e.V., Bank für Sozialwirtschaft, Konto: 1020100, BLZ: 100 205 00, Kennwort: Bolivien