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Letztes Geleit für Benazir Bhutto

Hunderttausend kamen zur Beisetzung / Dutzende Tote bei Ausschreitungen in Pakistan

  • Lesedauer: 2 Min.
Überschattet von Gewalt im ganzen Land, ist am Freitag die ermordete pakistanische Oppositionsführerin Benazir Bhutto beigesetzt worden.

Islamabad (Agenturen/ND). An die hunderttausend Menschen haben der ermordeten pakistanischen Oppositionsführerin Benazir Bhutto am Freitag in ihrer Heimatprovinz Sindh das letzte Geleit gegeben. In einem schlichten Holzsarg wurde der Leichnam der früheren Premierministerin zum Familiengrab im Ort Garhi Khuda Bakhsh rund 200 Kilometer nördlich der Hafenmetropole Karachi gebracht.

Anhänger der populären Politikerin schlugen sich aus Trauer vor Brust und Stirn. Der Sarg war mit einer schwarz-rot-grünen Fahne ihrer Pakistanischen Volkspartei PPP bedeckt. Bestattet wurde die 54-Jährige neben ihrem Vater Zulfikar Ali Khan Bhutto, der 1977 als Regierungschef vom Militär gestürzt und zwei Jahre danach hingerichtet worden war. Präsident Perez Musharraf hatte nach dem Selbstmordanschlag eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.

In Sprechchören machten Bhuttos Anhänger den Präsidenten für die Ermordung der 54-Jährigen verantwortlich. Die Sicherheitskräfte in der Provinz Sindh erhielten den Befehl, auf Gewalttäter zu schießen. In Hyderabad eröffnete die Polizei das Feuer, nachdem Banken, Geschäfte und Autos in Brand gesetzt worden waren.

Nach dem Mord sind in Pakistan 32 Menschen bei Ausschreitungen getötet worden. Allein in Bhuttos Heimatprovinz Sindh starben 23 Menschen, wie der Innenminister der Provinz, Ghulam Mohammad Mohtaram, am Freitag mitteilte.

Die Regierung in Islamabad kündigte eine offizielle Untersuchung des Mordes an. Derzeit sei noch unklar, wer für das Attentat verantwortlich sei, teilte Übergangs-Premierminister Mohammedmian Soomro nach einer Krisensitzung des Kabinetts mit. Laut Medienberichten bekannte sich Al Qaida zu dem Anschlag. Der Chef des Terrornetzes in Afghanistan, Mustafa Abu al-Yazid, habe den Mord in einem Telefonat als »ersten großen Sieg« gegen die Verbündeten des Westens in Pakistan bezeichnet, schrieb die Zeitung »Asia Times«.

Unterdessen wird eine Verschiebung der am 8. Januar geplanten Parlamentswahlen erwogen, die das Land nach der umstrittenen Wiederwahl Musharrafs und einem mehrwöchigen Ausnahmezustand aus der politischen Krise führen sollen. Soomro sagte, darüber werde mit den Parteien des Landes beraten.

Bhutto hatte vor ihrem Tod die Vermutung geäußert, dass die Geheimdienste sie ermorden wollten. In einer E-Mail erhob sie schwere Vorwürfe gegen Musharraf, der ihr zu wenig Schutz habe zukommen lassen. Im Falle ihres Todes mache sie ihn verantwortlich, hieß es in dem im Oktober verfassten Text, der nun im US-Fernsehsender CNN verlesen wurde. So habe sie bei Fahrten keine Eskorte von Polizeiautos oder Störsender gegen Bombenzünder erhalten.

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