Doktorarbeiten an Fachhochschulen

Der Landtagsabgeordnete Peer Jürgens fordert eine Angleichung an die Universitäten

  • Bernd Baumann
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Linkspartei schlägt vor, das Profil der Fachhochschulen zu schärfen. »Sie müssen sich künftig auf gleicher Augenhöhe mit den Universitäten befinden«, forderte gestern der Landtagsabgeordnete Peer Jürgens.

Die märkischen Fachhochschulen können seit Jahren beachtliche Leistungen vorweisen, erzählte er. Dem müsse unbedingt mit einer strukturellen Angleichung an die Universitäten Rechnung getragen werden. »Die weiterhin künstlich aufrecht gehaltene Trennung dieser beiden Hochschulformen passt nicht mehr in unsere Zeit.«

Die in Deutschland übliche Unterscheidung von Universitäten und Fachhochschulen war nach Einschätzung des Politikers früher durchaus zweckmäßig. Universitäten waren eher für die Geisteswissenschaften, die theoretische Ausbildung und die Forschung zuständig, Fachhochschulen dagegen vor allem für die praktische, berufsorientierte Ausbildung zum Ingenieur, Architekten oder Sozialpädagogen. An den Universitäten dürfen Menschen studieren, die ein klassisches Abiturzeugnis vorweisen können. Für die Fachhochschule reicht ein auf ausgewählte Fächer beschränktes Fachabitur, wie man es an einem Oberstufenzentrum machen kann. Promotion und Habilitation gibt es nur an Universitäten.

Jürgens erinnerte, dass die Professoren an Fachhochschulen pro Woche 18 bis 22 Stunden unterrichten, während ihre Kollegen an den Universitäten höchsten acht Stunden ran müssen. Außerdem fehle an den Fachhochschulen der akademische Mittelbau mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern.

Jürgens verwies nun darauf, dass sich seit dem Jahr 2000 ein tiefgreifender Wandel vollzogen habe, dem endlich Rechnung getragen werden müsse. Durch die Studienreform mit den neuen Abschlüssen Bachelor und Master »verschwinden die Unterschiede«. An Universitäten werde zunehmend praxisorientiert gelehrt, an Fachhochschulen nehme der Forschungsanteil deutlich zu und auch sie melden heute Patente an und werben um Fördermittel der Wirtschaft. Die Abschlüsse von Universitäten und Fachhochschulen seien inzwischen gleichberechtigt.

Die Technische Fachhochschule Wildau (Dahme-Spreewald) belegte im Jahr 2005 bei einem Vergleich von 104 Einrichtungen in Deutschland den ersten Platz, weil sie je Professor über 66 000 Euro an Drittmitteln bekam. Der Bundesdurchschnitt liegt nur bei knapp 14 000 Euro. Die Fachhochschule Eberswalde (Barnim) erreichte mit über 31 000 Euro den siebenten Platz.

Weil die Politik die Fachhochschulen vernachlässige, führen diese leider noch ein »Mauerblümchendasein«, bedauert Jürgens. Er fordert für die Fachhochschulen das Promotionsrecht, weniger Vorlesungen der Professoren und die schrittweise Einführung eines akademischen Mittelbaus. Das würde natürlich Geld kosten und so ist zu erwarten, dass sich die Landesregierung gegen diese Vorschläge sperrt.

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