Berechtigter Ausgleich

Die IG Metall will in der Tarifrunde 2008 für die Beschäftigten einen Ausgleich für die relativ hohe Teuerungsrate erstreiten. Dies ist verständlich und aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive auch richtig. Es waren ja vor allem zwei Gründe, die die Preise im vergangenen Jahr haben merklich ansteigen lassen: die höhere Mehrwertsteuer und die stark gestiegenen Energiekosten. Volkswirte sprechen von Einmaleffekten, denn der Staat langt bei den Bürgern nicht erneut zu und die Energiepreise werden nicht mehr ganz so unverschämt ihre Tarife erhöhen können, zumindest wenn die leicht verschärfte Regulierung endlich besser greift. Ein anhaltender Inflationsdruck ist also nicht auszumachen. Umso verwunderlicher ist das Getöse von Bundesbank-Chef Axel Weber, der die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale wie in den 70er Jahren an die Wand malt. Die Situation heute ist aber eine völlig andere: Die Unternehmen haben im Aufschwung Rekordgewinne eingestrichen und könnten merklich höhere Tarifabschlüsse also locker wegstecken.

In den letzten Jahren fanden sich immer irgendwelche fadenscheinige Begründungen, um produktivitätsgerechte Lohnsteigerungen zu verhindern. Die Folge war eine Umverteilung beim Volkseinkommen von den Arbeitnehmern hin zu Unternehmen und Vermögenden. Gerade die einfachen Leute sind daher nicht in der Lage, den Preisschub bei Lebensmitteln und Energie wegzustecken. Dies rächt sich jetzt, wo sich der Aufschwung merklich abzuschwächen beginnt und der Privatkonsum als Konjunkturstütze weiterhin ausfällt. Mit Lohnbescheidenheit ist dem Land eben nicht gedient.

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