Versicherung gegen schmutzige Bombe

TT Club: Assekuranz für 275 000 Dollar pro Jahr

  • Susanne Härpfer
  • Lesedauer: 2 Min.
Der englische Container-Versicherer TT Club bietet gegen das unwahrscheinliche Risiko eines Terroranschlags mit chemischen oder biologischen Waffen eine Police an.

Terroristen zünden eine »schmutzige Bombe« im Hamburger Hafen oder verüben einen Angriff mit biologischen oder chemischen Waffen – ein Horrorszenario. Gegen die Schäden bietet erstmals auch für Deutschland der englische »TT Club« eine Versicherung an. Würden der Hafen durch eine solche Attacke lahmgelegt oder zum Beispiel Gütertransporte unterbrochen, wären Tausende betroffen, nicht nur die unmittelbar Verseuchten. Betriebe müssten schließen, Jobs wären in Gefahr. In einem solchen Fall würde die Versicherung zahlen, so Ian Lush. Allerdings auch nicht unbegrenzt, sondern maximal mit 100 Millionen US-Dollar. 275 000 US-Dollar kostet die Police im Jahr mindestens.

»Mutig«, findet das Angebot Stephan Schweda, Sprecher des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft. Immerhin haben in Deutschland andere Versicherungen ein solches Risiko bislang immer ausgeschlossen. Deshalb interessiere ihn das Kleingedruckte. Das und die Kosten haben nämlich offenbar viele Firmen davon abgehalten, eine Versicherung gegen konventionelle Terroranschläge abzuschließen. In Deutschland bietet die Kölner Extremus AG für 6000 bis vier Millionen Euro im Jahr einen solchen Schutz an. Aktionäre sind u. a. die Allianz und die Swiss Re. Die ersten drei Milliarden Euro garantiert die deutsche und internationale Assekuranz, danach springt die Bundesregierung ein.

Diese Staatsdeckung läuft allerdings aus, man verhandle deshalb, so Vorstandsmitglied Dirk Harbrücker. 1100 Kunden habe die Extremus AG, die nach den Anschlägen des 11. September gegründet wurde. 200 bis 300 Millionen Euro an Prämien nehme man ein. In Frankreich gibt es sogar eine Pflichtversicherung gegen Terrorismus, selbst ABC-Gefahren sind abgedeckt. Der Staat garantiert die Zahlung. »Solche Angebote zeigen, wie unwahrscheinlich ein solcher Terroranschlag ist«, so Terrorismusexperte Wilhelm Dietl. »Die letzten Vorfälle waren die Anthrax-Briefe, und das waren keine terroristischen Attacken. Jan van Aken, kritischer Biowaffenexperte vom Sunshine Project, glaubt, dass es sehr wahrscheinlich zu Vorfällen kommen wird, die allerdings von der breiten Öffentlichkeit gar nicht als solche erkannt würden. Der britische »TT Club« wurde 1968 gegründet und versichert nach eigenen Angaben 70 Prozent der weltweiten Containerflotte sowie über 2000 Hafenterminal-Abwicklungen. Im Vorstand sitzen Vertreter führender Reedereien, Hafenbetreiber und Logistikunternehmen wie Maersk.

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