Ende der Hoffnung

Krieg in Biafra

  • Manfred Loimeier
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit dem Biafra-Krieg Ende der 1960er Jahre sind Bilder von hungernden, ausgemergelten Kindern im Gedächtnis. Von Säuglingen, um deren Augen und Münder sich Scharen von Fliegen sammeln, von Kleinkindern mit dürren Armen und aufgeblähten Bäuchen. Nun greift die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie mit ihrem zweiten Roman »Die Hälfte der Sonne« eben diesen Krieg auf. Bereits ihr bemerkenswertes Debüt »Blauer Hibiskus« spielte im Südosten Nigerias.

Adichies opulenter neuer Roman lebt vor allem von den historischen Details des Bürgerkriegs von 1967-1970. Die Pogrome im Norden Nigerias, die ambivalente Haltung der westlichen wie der östlichen Staaten, die Blockade gegen Biafra, die nächtlichen Hilfsflüge sowie der Kampf um das Erdöl – das alles wird im Roman wieder gegenwärtig. Der Titel spielt übrigens auf die Flagge Biafras an, die eine aufgehende Sonne zeigte.

Die Dramaturgie des Romans ist durch die historische Chronologie vorgegeben. Aber vor die Kulisse des Bürgerkriegs rückt Adichie zwei Schwestern aus wohlhabendem Elternhaus und dazu einen Dienstjungen namens Ugwu. Die jugendliche Außensicht Ugwus erlaubt es Adichie, distanziert und neugierig, interessiert und doch neutral von den Ereignissen jener Jahre zu berichten, von Tod, Verzweiflung, Entmenschlichung und zutiefst empfundener Ungerechtigkeit.

Der Roman berührt mit seinem unbestritten heiklen Thema. Seine politische Dimension überlagert bisweilen das Literarische.

Chimamanda Ngozi Adichie: Die Hälfte der Sonne. Aus dem Englischen von Judith Schwaab. Luch-terhand. 638 S., geb., 22,95 EUR.

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