Als Albrecht Dürer ein Nashorn malte

Portugal und seine Entdeckungen in Berlin

  • Wolfgang Weiß
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Poster erregt an vielen Ecken Berlins Aufmerksamkeit. Es zeigt eine mittelalterliche portugiesische Karavelle bei der Ankunft in Japan. Die Zeichnung aus dem 17. Jahrhundert, Leihgabe des Amsterdamer Rijksmuseums, lädt noch bis 10. Februar in die Ausstellung »Novos Mundos – neue Welten, Portugal und das Zeitalter der Entdeckungen« im Deutschen Historischen Museum ein. Im Untergeschoß der neuen Ausstellungshalle wird die Geschichte Portugals vom 15. bis 17. Jahrhundert lebendig. Über 400 Ausstellungsstücke vermitteln ein detailreiches Bild von einer Zeit, die entscheidenden Einfluß auf die Geschicke Europas und der Welt hatte.

Schon 1179, nach der christlichen Rückeroberung des portugiesischen Territoriums von den Mauren, wurde das Land vom Papst als unabhängiges Königreich anerkannt. Damit gehört Portugal zu den ältesten in seinen ursprünglichen Grenzen bestehenden Nationalstaaten Europas. Die entscheidenden wissenschaftlichen und materiell-technischen Voraussetzungen für spätere Entdeckungsfahrten wurden bis Mitte des 15. Jahrhunderts von Heinrich dem Seefahrer (portugiesisch: Henrique o Navegador) gelegt. In der von ihm gegründeten ersten Seefahrtsschule der Welt im portugiesischen Sagres versammelte er Astronomen, Schiffbauer, Kartographen und organisierte Expeditionsfahrten entlang der afrikanischen Küste. Unerschrockene Seeleute drangen immer weiter südlich vor, entdeckten Madeira und die Azoren und widerlegten so das katholische Dogma von der Erde als Scheibe. Die Entwicklung und der Bau hochseetüchtiger Karavellen mit drehbaren Segeln brachten dann den Durchbruch. Jetzt war es möglich, auch gegen den Wind zu kreuzen. Entwürfe und Baupläne dieses Schiffstyps sind in der Ausstellung zu sehen.

In der Wende zum 16. Jahrhundert erfolgten in nur gut 30 Jahren die wichtigsten Entdeckungen. 1488 gelang Bartolomeu Dias die Umseglung der Südspitze Afrikas. Zehn Jahre später erreichte Vasco da Gama Indien. 1500 landete Vasco Cabral an der Küste Brasiliens. Unter der Leitung des Portugiesen Gonçalo Coelho erkundete Amerigo Vespucci wenig später die Ostküste Südamerikas und bezeichnete die dabei entdeckten Länder als »neue Welt«. 1519 bis 1522 erfolgte unter Führung des Portugiesen Fernão de Magelhães die erste Weltumseglung.

Für die Portugiesen begann das »goldene Zeitalter«, in dem sie praktisch die Weltmeere und damit auch die Handelsströme kontrollierten. Einziger ernsthafter Konkurrent war Spanien. Um drohenden kriegerischen Auseinandersetzungen vorzubeugen, hatte Papst Alexander VI. im »Vertrag von Tordesillas«, der als Leihgabe des portugiesischen Nationalarchivs in der Ausstellung zu sehen ist, 1494 die bis dahin bekannte Welt in zwei Teile: geteilt: Spanien erhielt die westliche und Portugal die östliche Hälfte.

Die Zeit der Entdeckungen war auch eine Blütezeit von Kartographie und Nautik. Martin Behaim, der lange in Portugal lebte, ließ 1492/93 in Nürnberg den ältesten erhaltenen Erdglobus bauen, von dem ein Faksimile zu sehen ist. Jobst Duchamer übertrug erste Berichte von portugiesischen Entdeckungsreisen ins Deutsche. Künstler malten darin geschilderte exotische Pflanzen und Tiere, so auch Albrecht Dürer ein Nashorn, das im Zeughausanbau zu sehen ist.

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