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Kein Trugbild

Die LINKE hat niemand gerufen, sie wird hier nicht gebraucht – Hessens SPD-Spitzenfrau Andrea Ypsilanti wurde am Wahltag nicht müde, ihre nicht besonders hohe Meinung über die neue Konkurrenz kundzutun. Dass neue politische Gruppierungen nicht willkommen sind, weil sie Hackordnungen stören und Privilegien gefährden, weiß man. Aber um Erlaubnis bitten müssen sie nicht. Wir sind ja schließlich nicht in Moskau, wo sich die Kreml-Partei ihre Opposition gleich selbst bastelt.

Reichlich 280 000 Wähler in Hessen und Niedersachsen sahen die Sache anders als Ypsilanti. Sie sahen keinen Grund, SPD zu wählen – nicht einmal ihren linken Flügel, als dessen Vertreterin Ypsilanti gilt. Es ist kaum vorstellbar, dass es sich um über 280 000 stocksteife, unverbesserliche Anhänger orthodoxer oder unorthodoxer Gruppen aus den alten Zeiten der Westlinken handelt, wie manche bürgerliche Zeitung mutmaßt. Es sind Leute, die bisher mit der geballten Faust in der Tasche das kleinere Übel gewählt oder sich ganz von Wahlen ferngehalten haben.

Lange mühte sich die PDS im Westen in einer Nische, ohne Aussicht auf nennenswerte Besserung. Jetzt ist die LINKE da, obwohl die Konkurrenz sie nicht wollte. Die anderen Parteien können noch eine Weile die Augen davor verschließen wie vor einem Trugbild; sie könnten aber auch die neue Realität zur Kenntnis nehmen und darüber nachdenken, was das mit ihrer bisherigen Politik zu tun hat.

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