Irritiert

Mirko Martin erhielt gestern den renommierten Aenne-Biermann-Fotopreis

  • Marion Pietrzok
  • Lesedauer: 2 Min.

Von Lemgo nach Los Angeles und zurück, von der beschaulichen alten Hansestadt in Ostwestfalen-Lippe in die kalifornische Metropole am Pazifischen Ozean und, zurückgekehrt, bis ins thüringische Gera: Mirko Martin aus Lemgo hat den alle zwei Jahre vergebenen Aenne-Biermann-Preis für Deutsche Gegenwartsfotografie bekommen. 543 Arbeiten wurden für diese Auszeichnung – einer der wichtigsten deutschen Fotopreise, benannt nach der Geraer Lichtbildnerin (1898-1933) – eingereicht. Die Jury vergab den Hauptpreis für die Serie »L.A. Crash« des 1976 in Sigmaringen Geborenen, der nach Studien u.a. an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig – hier ist er derzeit Meisterschüler bei Michael Brynntrup – in L.A. mit einem Fulbright-Jahresstipendium studierte.

Die Fotoserie entstand überwiegend am Filmset im öffentlichen Raum zum gleichnamigen Drama von Paul Haggis um den alltäglichen Rassimus. Es erschien ihm paradox, sagte Martin, dass die Drehorte oft in sehr heruntergekommenen Gebieten mit hoher Obdachlosenrate lagen; daher nahm er neben den Inszenierungen auch dokumentarische Aufnahmen in die Serie auf. So blieb insgesamt im Unklaren, was Fiktion, was Realität ist. »Hierfür scheint mir Los Angeles als Produktionsstätte von Illusionen ein passender Ort zu sein.«

In den nächsten Monaten wird er mit einem Stipendium diese Arbeit weiterführen. Denn die Ambivalenz von Los Angeles »zwischen Künstlichkeit und oberflächlichem Glanz einerseits und einer ausgeprägt multikulturellen Gesellschaft andererseits«, sagte er in einem Zeitungs-Interview, »hat mich schon immer fasziniert«. Er war kein Hollywood-Paparazzo auf der Jagd nach Celebrities. Wenn er, doch darauf angesprochen, den Sicherheitsleuten versicherte, er arbeite an einem künstlerischen Projekt, hieß es dann auch schon mal irritiert bis verständnisinnig: »Oh, that's great.« Eine tolle Sache dürfte für Martin neben der Anerkennung, die mit einer Gruppenausstellung zum 8. Aenne-Biermann-Preis im Geraer Museum für Angewandte Kunst verbunden ist, auch das Preisgeld sein: Er will sich eine neue Digitalkamera leisten. Auf die neuen Fotos darf man ebenso gespannt sein.

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