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Giuliani setzt in Florida alles auf eine Karte

Alles spricht vom Wahlduell Clinton gegen Obama – was machen eigentlich die Republikaner?

  • Max Böhnel, Miami
  • Lesedauer: 4 Min.
Im Präsidentschaftskandidaten-Rennen der Republikaner steht heute eine wichtige Vorwahl im USA-Bundesstaat Florida an. Die Abstimmung in South Carolina vor einer Woche hatte Senator John McCain vor den früheren Gouverneuren Mike Huckabee und Mitt Romney für sich entschieden. Mit besonderer Spannung wird nun auf das Abschneiden des ehemaligen New Yorker Bürgermeisters Rudy Giuliani gewartet, der sich bei den bisherigen Vorwahlen kaum engagiert hat.

Wer in den letzten Tagen in Florida eine Republikaner-Größe leibhaftig erleben wollte, brauchte nur vor dem »Cafe Versailles« in Little Havana auszuharren. Denn dass hier am späten Vormittag McCain, Huckabee oder Giuliani mit Dutzenden von Journalisten im Schlepptau und begleitet von Politikberatern lächelnd einen starken Kaffee zu sich nehmen würden, war ausgemachte Sache. Ein Kurzbesuch in dem Restaurant an der berühmten »Calle Ocho« von Miami gilt traditionell als Muss im Wahlkampf des südlichsten Bundesstaates. Schon Ronald Reagan und Bill Clinton nahmen im »Cafe Versailles« einen Imbiss zu sich – immer mit dem Versprechen, die USA-Außenpolitik gegen Kuba zu verschärfen. Der Demokrat Clinton kam damit in den 90er Jahren bei den Exilkubanern auf 42 Prozent. Sonst wählt man hier gnadenlos rechts – um die 70 Prozent machen ihr Kreuzchen bei einem Republikaner.

Die Wahlversprechen der Konservativen unterscheiden sich kaum. An einen Irak-Rückzug will keiner denken. Weitere Steuerkürzungen würden »der Wirtschaft helfen«, tönt es unisono. Die Nation durch ökonomisch schwierige Gewässer zu navigieren – dafür bemühte jeder Kandidat seine »Erfahrung«. Und selbstverständlich dürfe es mit der »kommunistischen Diktatur der Castro-Brüder« unweit von Miami keinen Dialog geben. Die Exilkubaner bilden mit zehn bis zwölf Prozent der Republikaner in Florida nicht selten das Zünglein an der Waage. Das antikommunistische Ressentiment hat nach wie vor Gewicht, auch wenn die amerikanisierte jüngere Generation nicht mehr wütend in die Luft springt, wenn der Name »Fidel« genannt wird.

New Yorks ehemaliger Bürgermeister Rudolph Giuliani gilt, auch wenn er den jüngsten Umfragen zufolge auf Platz drei hinter John McCain und Mitt Romney zurückgefallen ist, in der »Calle Ocho« weiterhin als der Mann der Stunde. Davon zeugen nicht nur die beiden riesigen Transparente mit seinem Antlitz gegenüber dem »Cafe Versailles«. Weiß-blaue Aufkleber mit den Buchstaben »Rudy« kleben auf Autos und an Geschäften. »Rudy«, der seit Monaten in Florida Wahlkampf macht, setzt alles auf eine Karte. Er war Dutzende Male auf der »Calle Ocho«, pilgerte zu den hier ansässigen Zigarrendrehern, schüttelte mehr Hände als jeder andere Politiker und ließ nicht ab von seiner Anti-Castro-Rhetorik.

Bei Floridas spanischsprachigen »Hispanics«, die hauptsächlich kubanischer Herkunft sind und im südlichen Landkreis Miami-Dade leben, kommt er auf 52 Prozent. Auch bei überdurchschnittlich vielen New Yorker Rentnern, die sich in großer Zahl in der Wärme Floridas niedergelassen haben, kommt Giuliani dank seines »Heimvorteils« an. Er punktet als »Mr. Security«, der New York über die »9/11«-Anschläge hinweggeholfen habe. Außerdem verspricht er den Wählern kostengünstigen Versicherungsschutz gegen Orkanschäden.

Doch ob das in ganz Florida am Dienstag zum Wahlsieg oder zu einem guten zweiten Platz reicht, ist fraglich. Seine Gewinnchancen gingen langsam, aber stetig zurück, je mehr John McCain bei den Vorwahlen von Iowa über New Hampshire bis South Carolina auf der Beliebtheitsskala der Republikaner-Wähler stieg. Giuliani kam am Wochenende nur auf 18 Prozent. Und nun sagte auch noch der führende exilkubanische Politiker Floridas, der republikanische Senator Mel Martinez, McCain seine Unterstützung im Wahlkampf zu. Auch der populäre Gouverneur des Staates sowie drei weitere einflussreiche kubanische Angeordnete stellten sich hinter den Senator aus Arizona. Der kann bei den Kubanern punkten, wenn er in seinen Reden behauptet, in Vietnam seien gefangene USA-Soldaten auch von kubanischen Offizieren »gefoltert« worden. Außerdem sei er während der »Kuba-Krise« als Soldat wiederholt auf einem US-amerikanischen Kriegsschiff unweit von Havanna unterwegs gewesen.

Selbst der Mormone und Multimillionär Mitt Romney hat Guiliani inzwischen überholt und liefert sich mit McCain ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Statt in seinem teuren dunkelblauen Anzug trat der ehemalige Gouverneur von Massachusetts am Sonnabend im traditionellen kubanischen »Guayabera«- Hemd auf. Im Jugendzentrum »Jorge Mas Canosa« ließ er zu kubanischen Speisen seinen spanisch sprechenden Sohn Craig auftreten. Der hat zwei Jahre als Missionar in Chile verbracht. Romneys wichtigste Botschaft unter dem Applaus von 150 Zuhörern: Er werde »Fidel Castro niemals Geld geben«.

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