Bürger wollen keinen »Klimakiller«

Initiative macht gegen Kraftwerkspläne mobil / Vattenfall prüft alle Varianten / Entscheidung Ende 2008

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

Vattenfall hat sich im vergangenen Jahr richtig beliebt gemacht bei den Berlinern: Kaum hatte sie der schwedische Energiekonzern mit unverschämten Preiserhöhungen verärgert, da kündigte er auch noch den Bau eines 800-MW-Steinkohlekraftwerks an. Das soll bis 2015 das alte Lichtenberger Kraftwerk Klingenberg ersetzen. Umweltverbände machten umgehend Front gegen die geplante »Klimasünde«, und selbst die Berliner Wirtschaft appellierte an den Senat, »keine Kraftwerksneubauten« von Vattenfall zu genehmigen.

Widerstand formiert sich auch in der Bürgerinitiative »Nein zum Kohlekraftwerk«. Die setzt sich nicht nur aus Anwohnern zusammen, die sich keinen 140 Meter hohen Kühlturm vor die Nase setzen lassen wollen. »Wir wollen keinen Klimakiller«, sagt Sprecher Mike Kess. Mit dem Kraftwerk würde sich der CO2-Ausstoß in Berlin um etwa fünf Millionen Tonnen im Jahr und damit fast ein Viertel erhöhen.

Die Initiative befürchtet, dass riesige Wasserdampfwolken ganze Stadtteile verschatten könnten und der enorme Kühlwasserbedarf der Spree das Wasser abgräbt. »Und über den Feinstaub, den solch ein Kraftwerk produziert, spricht bisher noch niemand.« Entsprechend enttäuscht zeigte sich Kess vom Rückzieher der SPD im Umweltausschuss. »Wenn sich die Abgeordneten jetzt nur zu einer vagen Absichtserklärung durchringen können, nützt das nur Vattenfall.«

Auch Umweltsenatorin Katrin Lompscher hat gegen das Kohlekraftwerk, das die klimapolitischen Ziele Berlins konterkarieren würde, Position bezogen, und Wirtschaftssenator Harald Wolf (beide Linkspartei) plädiert für eine umweltfreundlichere und kleinere Kraftwerksvariante, eventuell auf Erdgasbasis. Damit könnte sich auch die Bürgerinitiative anfreunden, das Erdgas könnte man ja später durch Biogas ersetzen.

Bei Vattenfall äußert man sich angesichts des Gegenwinds jetzt zurückhaltender. »Wir prüfen ergebnisoffen alle Varianten«, sagt Sprecher Olaf Weidner. Kriterien seien Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit. Immerhin ginge es um die sichere Versorgung von 400 000 Haushalten 24 Stunden am Tag, »da scheidet eine Photovoltaikanlage schon mal aus«. Ein Ergebnis werde nicht vor Ende des Jahres erwartet.

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