Der Heilige Stuhl zwischen den Stühlen

Auf die Ausrufung des Kosovo-Staates reagiert der Vatikan mit Vorsicht und Zurückhaltung

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Während in der »internationalen Staatengemeinschaft« ein wahres Wettrennen um die offizielle Anerkennung Kosovos als unabhängiger Staat im Gange ist, legt der Vatikan eine erstaunliche Zurückhaltung an den Tag.

Papst Benedikt XVI. blicke »voll Liebe« auf die Menschen in Serbien und Kosovo und »versichert sie in diesem entscheidenden Augenblick ihrer Geschichte seines Gebets«. Eine Steigerung der in dieser Äußerung von Vatikansprecher Federico Lombardi inkarnierten diplomatischen Neutralität ist wohl schwer möglich. Die Anerkennung des neuen Zwergstaates im Zentrum der Balkanhalbinsel wird hinter den Leoninischen Mauern als extrem heißes Eisen behandelt.

Der Heilige Stuhl will jetzt nach Darstellung Lombardis »die neue Lage aufmerksam beobachten«, »an die Empfehlungen des UNO-Vermittlers Martti Ahtisaari« denken und »eventuelle Anfragen« aus Pristina abwägen.

Die extreme Vorsicht, mit der der katholische Kirchenstaat in der Kosovo-Frage agiert, ist diametral zu jenem forschen Vorpreschen, das vor rund 16 Jahren die vatikanische Politik beim Auseinanderbrechen Jugoslawiens bestimmte.

Zur Erinnerung: Am 25. Juni 1991 erklärten Kroatien und Slowe...


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