nd-aktuell.de / 26.02.2008 / Politik / Seite 5

Leipziger Marx-Relief soll in die Grube

Um die Wiederaufstellung des Kunstwerks vom alten Uni-Hauptgebäude gibt es neuen Streit

Hendrik Lasch, Leipzig
Die Bauarbeiten zur Wiederaufstellung eines Marx-Reliefs in Leipzig wurden nach neuem Streit unterbrochen. Das DDR-Kunstwerk folgt nun womöglich den Trümmern der 1968 gesprengten Paulinerkirche.

Die einstige Etzoldsche Sandgrube in Leipzig-Probstheida heißt heute Freizeitpark Südwest, ist aber eine trostlose Gegend. Unter einer bröckelnden Betonkappe lagern dort die Trümmer der Paulinerkirche, die zur Universität gehörte, bevor sie 1968 auf Geheiß von SED-Chef Walter Ulbricht gesprengt wurde. Nun könnte dort auch ein Kunstwerk landen, das seit 1975 am Nachfolge-Bauwerk der Kirche hing: das Bronzerelief »Aufbruch«.

Das Kunstwerk mit dem markanten Marx-Kopf, das 2006 dem Neubau des Uni-Campus weichen musste, sollte eigentlich auf dem Gelände der DHfK wieder aufgestellt werden. Grundlage ist ein Beschluss des Uni-Senats, es an einem zentralen Ort öffentlich zugänglich zu machen. Doch die bereits begonnenen Bauarbeiten sind unterbrochen, weil es wieder Streit gibt. Schriftsteller Erich Loest und der SPD-Bundestagsabgeordnete Gunter Weißgerber intervenierten und brachten die Sandgrube als Ort der Aufstellung ins Gespräch. Keine gute Idee, findet Rathauschef Burkhard Jung: Die Kirche bekäme so einen »Grabstein mit Marx«, sagte der SPD-Politiker.

Klaus Schwabe, einer der drei Schöpfer des Reliefs, fürchtet nun, dieses solle »endgültig entsorgt« werden. An der alten Sandgrube »könnte man dann gleich noch eine Buntmetall-Annahmestelle eröffnen«, sagte er gestern auf ND-Anfrage sarkastisch. Die Leipziger LINKE, die anlässlich des 40. Jahrestages der Kirchensprengung 5000 Euro für die Restaurierung eines Epitaphs spendet, fordert, das Kunstwerk wie geplant auf dem Campus aufzustellen. Über die Zukunft des letzten erhaltenen Bronze-Großreliefs aus DDR-Zeiten wollen nun am Donnerstag Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) sowie Jung und Uni-Rektor Fritz Häußer beraten.