Humbug? Schwadroniererei? Entgleisung?

Debatte über Kindstötungen im Osten Deutschlands geht an den eigentlichen Problemen vorbei

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) hatte am Wochenende erklärt, dass die DDR-Abtreibungsregelungen dazu geführt hätten, dass Mütter im Osten Kindstötungen als Mittel der Familienplanung betrachteten. Sind seine Äußerungen wirklich »nur« eine Entgleisung?

Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Fernab der realen Welt lebe der Ministerpräsident ihres Landes, findet Ute Fischer vom Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt. Als Investition gelte nur, was aus Beton sei, Familienpolitik und Bildung gehörten nicht dazu. Der Frauenrat hat Politiker für den 6. März zu einer Veranstaltung eingeladen, auf der es darum gehe, wie Arbeit so bezahlt wird, dass eine Frau davon ihr Leben bestreiten kann. Das sei angesichts der niedrig bezahlten Jobs im Lande Sachsen-Anhalt nicht möglich. Ute Fischer ist gespannt, was Herr Böhmer zu diesem Problem sagt, das von der Landesregierung negiert werde.

Nach Überzeugung des Rostocker Psychiatrie-Professors Frank Häßler können die liberalen Abtreibungsregelungen in der DDR nicht als Grund für die jüngste Häufung von Kindstötungen in Deutschland angeführt werden. »Es gibt keine Unterschiede in der Entwicklung. In Ost wie in West hat sich die Zahl der getöteten Kinder im Alter von null bis sechs Jahren seit 1996 v...


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