Soldatenkonferenz gegen Irak-Krieg
Aktionen vor fünftem Jahrestag des Überfalls
Die Veranstaltung, die vom vergangenen Donnerstag bis Sonntag stattfand, galt als Neuauflage der 1971 erfolgten öffentlichen Untersuchung gleichen Namens, bei der seinerzeit Vietnamkriegsveteranen über US-Kriegsverbrechen ausgesagt hatten. Im Gegensatz zu damals wurde nun eine wesentlich größere Öffentlichkeit per Liveübertragung im Internet erreicht. An beinahe 500 Orten in den USA, Kanada, in London und Berlin haben Antikriegsinitiativen während der Veranstaltung öffentliche Aufführungen der Internetübertragung organisiert.
Die Konferenz in Maryland wurde maßgeblich gestaltet von der Soldatengruppe »Iraq Veterans Against the War« (IVAW), die sich bewusst nach den damals engagierten »Vietnamveteranen gegen den Krieg« benannt haben. Auf der Web-Seite der IVAW finden sich bereits erste Ausschnitte von Einzelaussagen US-amerikanischer Militärangehöriger während der Veranstaltung. Beabsichtigt ist, wie in den 70er Jahren, ein Zusammenschnitt der wichtigsten Einzelberichte in Form einer neuen Filmdokumentation. Wie bei den Berichten der Vietnamveteranen 1971 wurden auch jetzt gänzlich andere Aspekte des Kriegsgeschehens angesprochen, als die in der vorgefassten und zensierten Berichterstattung verbreiteten.
Auch wenn viele beteiligte Soldatinnen und Soldaten noch nicht bereit waren, öffentlich über ihre Erlebnisse zu sprechen, darf die Konferenz als wichtiger Meilenstein einer neuen Widerstandsbewegung innerhalb des US-Militärs betrachtet werden. Es gehört vor allem für noch im Dienst stehende Soldaten eine beträchtliche Portion Mut zu dieser Art öffentlicher Darstellung, denn sie müssen mit Repressionen bis hin zur Verhaftung rechnen. Winter Soldier 2008 markiert zudem eine Annäherung großer Teile der US-Friedensbewegung an die sich entwickelnden Zusammenschlüsse kriegsunwilliger Soldaten. Alle Bündnisorganisationen der Antikriegsbewegung in den USA haben die Konferenz als Auftaktveranstaltung landesweiter Proteste anlässlich der fünfjährigen US-Besatzung des Irak unterstützt.
Zu einer Großdemonstration gegen den Krieg am Mittwoch in Washington mobilisieren zahlreiche Initiativen in den gesamten USA. Bereits am Sonnabend, kurz vor dem fünften Jahrestag des Kriegsbeginns, demonstrierten in Los Angeles Tausende gegen den Feldzug. In London hatten am selben Tag etwa 40 000 Menschen den Rückzug der britischen Truppen aus Irak und Afghanistan gefordert. Kommentar S. 4
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.