nd-aktuell.de / 17.03.2008 / Politik / Seite 4

Qualm in Grün

Marianne Tritz

Michaela von der Heydt
Die 44-Jährige ist Geschäftsführerin des Deutschen Zigarettenverbands.

Das freundliche Gesicht von Marianne Tritz stand lange für den Kampf des Wendland gegen das Atommüll-Endlager in Gorleben. Dort war sie über Jahre Geschäftsführerin der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Und seit 1985 vertrat sie die Interessen der ökologisch ausgerichteten Partei, die das Leben und sie Schöpfung bewahren will, saß für Bündnis 90/Die Grünen von 2002 bis 2005 im Bundestag und war zuletzt Mitarbeiterin von Fraktionschef Fritz Kuhn.

Jetzt wird es sich lohnen, Veränderungen der Gesichtszüge von Marianne Tritz zu beobachten. Denn sie hat einen krassen Seitenwechsel hingelegt, der den Grünen trotz aller Distanzierungen von Tritz einen Glaubwürdigkeitsverlust beschert: Von der Partei, die vehement für den Nichtraucherschutz eintritt, wechselte die gelernte Erzieherin hin zur Cheflobbyistin der Tabakindustrie. Die 44-jährige verheiratete Mutter von zwei Kindern vertritt künftig die Interessen des neu gegründeten Deutschen Zigarettenverband (DZV). Tritz, die bei den Grünen auch die Bereiche Verteidigungs- und Außenpolitik mitgestaltete, hat die neue Sprache der Zigarettenhersteller schnell gelernt – Risiken schön zu reden und Werte wie Freiheit und Toleranz im Sinne ihres neuen Arbeitgebers zu bemühen.

Der ZDV, Nachfolger des vor neun Monaten wegen Werbestreitigkeiten mit dem Marktführer Philipp Morris aufgelösten Verbands der Cigarettenindustrie, stellt sich – weiterhin ohne Philipp Morris – in die Tradition des VdC: Sachverstand in Person von Ärzten, Wissenschaftlern und Gutachter für die einzukaufen, um die Öffentlichkeit über Gesundheitsrisiken des Rauchens zu täuschen. In den USA waren im Zusammenhang mit Schadenersatzprozessen Dokumente bekannt geworden, die eben diese Manipulation der Öffentlichkeit bewiesen. Jetzt kauft sich der Verband eben eine Grünenpolitikerin, die nun ihre guten Kontakte in die Landes- und Bundespolitik als Einfädlerin für die Interessen der Tabak-Industrie nutzen soll. Das sie dabei in guter Gesellschaft mit anderen Politikern ist, die über Stiftungen, Kuratorien oder Forschungsprojekte sich vor den Karren der Tabakindustrie spannen lassen, macht die Sache nicht besser.