Ab heute rollen Busse und U-Bahnen

BVG setzen den Streik aus / Forderungen der Gewerkschaften nicht vom Tisch / Fahrpreiserhöhung

  • Nissrine Messaoudi
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Solidarität der Autofahrer war in den letzten zwölf Tagen gefragt.
Die Solidarität der Autofahrer war in den letzten zwölf Tagen gefragt.

Seit heute früh fahren die Busse und Bahnen der BVG wieder. »Wir begrüßen diesen Schritt und werten es als positives Signal von ver.di an die Fahrgäste«, meinte Christfried Tschepe vom Berliner Fahrgastverband IGEB. Da der Ausstand der Werkstätten weiter anhält, forderte der Fahrgastverband, auch diesen auszusetzen, »weil ansonsten kontinuierlich weniger Fahrzeuge einsatzbereit sind«.

Die BVG wollen nach einem Bericht der »Berliner Zeitung« im Fall einer Lohnerhöhung im aktuellen Tarifkonflikt ihre Fahrpreise zum 1. Januar 2009 um durchschnittlich um 2,9 Prozent erhöhen. Zwar würde durch eine Fahrpreissteigerung im Januar 2009 der Rhythmus der »Tarifanpassungen« unterbrochen, sagte der BVG-Vorstandsvorsitzende Andreas Sturmowski der Zeitung. Bisher seien die Preise meist im April angehoben worden, was auch in diesem Jahr gelte. Aber angesichts der nach dem Ende des Tarifstreits zu erwartenden Kostensteigerung müsse die BVG möglichst früh reagieren, forderte ihr Vorsitzender.

Die S-Bahn hingegen fährt in den Osterferien mit einem kompletten Angebot. Die S-Bahn-Linien 1, 3 und 5 sollen sogar verstärkt eingesetzt werden, um den Berufsverkehr aufzufangen. Bis auf Weiteres fahren auf der Ringbahn verlängerte Züge. Derzeit sind werktäglich fast zwei Millionen Fahrgäste mit den rot-gelben Zügen unterwegs, das sind über 500 000 mehr als an gewöhnlichen Tagen.

Gestern zeigte sich vor dem Hauptbahnhof noch einmal das schon gewohnte Bild der letzten Tage: Reisende, die an den Haltestellen warteten und Taxifahrer, die ein gutes Geschäft machten.

»Wir haben von Weißensee bis Alexanderplatz ein Taxi genommen und von da aus sind wir weiter mit der S-Bahn gefahren«, sagte Beate Berlin. »Ich habe Verständnis für die Leute von der BVG, aber irgendwann ist man einfach genervt«, klagte sie.

Nicht genervt ist Corena Wesche hingegen. Um ihren Zug an die Ostsee zu bekommen, lief sie auch durch den Regen. »Von Kreuzberg sind wir 20 Minuten bis zum Anhalter Bahnhof gelaufen, von da ging es mit der S-Bahn zur Friedrichstraße und dann zum Hauptbahnhof«, fasste die Frau ihren Weg zusammen. »Ich bin solidarisch mit den BVG-Angestellten.« Das Geld müsse sich von Oben nach Unten einfach besser verteilen. Trotzdem hoffe sie auf eine baldige Einigung, damit sie eine leichtere Rückfahrt habe.

Der Streik stößt bei Manuela Witgendorf auf kein Verständnis mehr: »Hätte mein Nachbar uns nicht mit dem Auto gefahren, hätte ich bestimmt zwei Stunden zum Hauptbahnhof gebraucht. Langsam reicht es mir mit der Sturheit beider Parteien, denn die Leidtragenden sind wieder wir«.

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