UNICEF-Spitze sucht Weg aus der Krise

Mitgliederversammlung tagte in Berlin

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach Verschwendungsvorwürfen und verschwiegenen Provisionen hat das Kinderhilfswerks UNICEF in Berlin über Wege aus der tiefen Vertrauenskrise beraten.

Berlin (dpa/ND). Vier Monate nach dem Beginn des Skandals bei UNICEF Deutschland trat am Donnerstag die mehr als 40-köpfige Mitgliederversammlung zu einer mehrstündigen Aussprache unter Ausschluss der Öffentlichkeit zusammen. Die Wahl eines neuen Vorstands war für den Abend (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) geplant.

UNICEF-Botschafterin Sabine Christiansen sagte, es gehe nicht allein um eine personelle Erneuerung. Auch die Strukturen müssten zur Diskussion stehen. Notwendig sei eine Begrenzung von Amtszeiten und die Festlegung der künftigen Befugnisse der Geschäftsführung. Nach Auffassung des Interimsvorsitzenden Reinhard Schlagintweit muss der künftige Vorstand eine größere Aufsichtsfunktion bekommen. Es müsse auch noch genauere Haushaltspläne geben. »Es sind bei UNICEF echte Fehler gemacht worden. Aber es ist keine Affäre«, so Schlagintweit.

Kandidaturen für den neuen UNICEF-Vorstand planten unter anderem die ehemalige Justizministerin von Schleswig-Holstein Anne Lütkes (Grüne) und der Gründer der Werbeagentur Scholz & Friends Thomas Heilmann. Auch der Name der ehemaligen Dressurreiterin Ann Kathrin Linsenhoff wurde genannt. Wenn der Vorstand gewählt ist, bestimmt er den neuen UNICEF-Vorsitzenden. Der Zeitpunkt für die Wahl war zunächst noch offen.

Die Stimmung unter den wahlberechtigten UNICEF-Mitgliedern in Berlin vor der Aussprache war verhalten und ernst. Kritische Stimmen sorgten sich, dass nun »schöne neue Gesichter« oder ein »Businessclub« über die größte Krise seit der Gründung bei UNICEF Deutschland hinwegtäuschen sollten.

Im Zuge der UNICEF-Krise waren sowohl die Vorsitzende Heide Simonis als auch der Geschäftsführer Dietrich Garlichs zurückgetreten. Die Spendeneinnahmen gingen um 20 Prozent zurück. Tiefpunkt der Krise, die im November begann, war die Aberkennung des Spendensiegels im Februar. Es bürgt für Seriosität und kann frühestens 2010 wiederlangt werden. 

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