IWF-Chef sieht Biosprit als »moralisches Problem«

UN-Generalsekretär plant Weltgipfel zur Nahrungsmittelkrise

  • Lesedauer: 2 Min.
Der weltweite Anstieg der Lebensmittelpreise soll im Mittelpunkt des jährlichen Treffens der UN-Einrichtungen in Bern stehen.

New York/Paris (AFP/ND). Bei dem Treffen unter Leitung von Generalsekretär Ban Ki Moon am 28. April in der schweizerischen Hauptstadt Bern werde es »in hohem Maß um Lebensmittel-Notstände« gehen, sagte Bans Sprecherin Michèle Montas am Donnerstag in New York. An der jährlicher Zusammenkunft nehmen Vertreter von UN-Einrichtungen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank teil. Der UN-Generalsekretär denke überdies darüber nach, einen Weltgipfel zu der Nahrungsmittelkrise einzuberufen, sagte Montas.

Die rasant gestiegenen Lebensmittelpreise hatten immer wieder gewalttätige Proteste ausgelöst, zuletzt unter anderem in Haiti, Bangladesch, Ägypten, Kamerun und der Elfenbeinküste. IWF und Weltbank hatten sich darüber bei ihrer Frühjahrstagung vergangene Woche beunruhigt gezeigt. Rund 100 Millionen Menschen in den unterentwickelten Staaten drohten wegen der hohen Lebensmittelpreise ins Elend abzurutschen, sagte Weltbank-Direktor Robert Zoellick.

Frankreich hat eine Verdoppelung seiner Nahrungsmittelhilfe angekündigt. Paris werde in diesem Jahr die Unterstützung auf 60 Millionen Euro aufstocken, sagte Staatspräsident Nicolas Sarkozy am Freitag in Paris.

IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn warnte vor »schrecklichen« Auswirkungen wie dem Hungertod Hunderttausender Menschen und Kriegen. Er sprach sich für einen Stopp des Anbaus von Nahrungsmitteln für Biokraftstoffe aus. Die Herstellung von Biosprit sei angesichts der Hungerkrisen »ein echtes moralisches Problem«, sagte er am Freitag im französischen Radiosender Europe 1.

Biosprit werde aus seiner Sicht ohnehin nicht dazu beitragen, die Energieprobleme der Welt zu lösen, sagte Strauss-Kahn. Motoren mit Wasserstoffantrieb würden »in einigen Jahren deutlich leistungsfähiger« sein. Bei den Hungerkrisen liege »vielleicht das Schlimmste noch vor uns«. Kriege wegen des Kampfes um Nahrungsmittel seien nicht auszuschließen.

Aus Protest gegen die gestiegenen Preise für Grundnahrungsmittel sind am Donnerstag in Honduras Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. Bei den Demonstrationen blockierten Arbeiter, Studenten, Lehrer und Bauern nach Medienberichten in der Hauptstadt Tegucigalpa (dpa-Foto rechts) und anderen Orten des mittelamerikanischen Landes den Verkehr. Die Regierung habe rund 1000 Soldaten entsandt, um die Blockaden aufzulösen.

Die Regierung von Präsident Manuel Zelaya habe eine Kommission ernannt, die den Dialog mit den Demonstranten aufnehmen solle, verlautete aus dem Präsidentenamt. Der Protest war von der Gruppe Nationale Koordinierung des Volkswiderstandes und dem Volksblock organisiert worden.

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