Spielen wie früher

Friedrichshainer Ludothek hat rund 1000 Angebote

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Paradies für Spieler: die Ludothek in Friedrichshain
Ein Paradies für Spieler: die Ludothek in Friedrichshain

Die »Spielwiese« hat ihren Namen zu Recht. Denn in Deutschlands erster kommerziell betriebener Ludothek sind fast 1000 Spiele im Angebot. In dem kleinen Laden-Café von Michael Schmitt kann man die verschiedenen Modelle ausprobieren, ausleihen oder kaufen. Das hohe Holzregal nimmt die gesamte Ladenbreite in Anspruch. Dicht gedrängt, teilweise kreuz und quer gestapelt, ist es mit Kartons gefüllt. »Tai Mahal« und »Manila« stehen neben »Dracula«, »Therapy« und »Tabu«.

Die bunten Schriftzüge und Bilder auf den Pappschachteln sind genau die richtige Kulisse für spannende Spielerunden. Sechs Tische mit farbigen Stühlen stehen im Raum, und Michael Schmitt hat hinter dem Tresen zu tun. Dort erklärt der 38-Jährige die Spiele, berät die Kunden und backt zwischendurch auch noch Toast für seine Gäste. Vor eineinhalb Jahren eröffnete der studierte Kulturwissenschaftler im Friedrichshainer Kiez an der Kopernikusstraße den besonderen Laden. Sein eigener Spieltrieb war zu diesem Zeitpunkt gerade »so richtig entfacht«. Als junger Vater von zwei Kindern hatte er plötzlich fast vergessene Gewohnheiten wieder entdeckt. »Wir saßen als Familie gemeinsam am Tisch und spielten«, erzählt er. So, wie es früher mit seinen Eltern üblich war. Oft bekam er Spiele geschenkt und verbrachte damit die Feiertage. Schon damals beschäftigte er sich am liebsten mit Strategiespielen. »Der Reiz besteht für mich im Entdecken, es geht mir weniger ums Gewinnen«, erklärt er.

Meistens sehen das seine Gäste genauso. Nur manchmal muss er eingreifen, wenn an einem Tisch lautstark gestritten wird. Seine Stammkunden kommen inzwischen aus allen Teilen Berlins und sogar aus dem Umland. »Mein jüngster Fan geht noch in den Kindergarten, der älteste ist 75 Jahre alt«, sagt Michael Schmitt. Dieser Senior, ein langjähriger Spielesammler, bringt ihm einmal im Monat ein altes Spiel vorbei und leiht sich ein neues aus. Dabei kann er inzwischen aus exakt 960 Angeboten wählen: Strategie-, Quiz-, Party- Karten- und Geschicklichkeitsspiele stehen zur Verfügung.

Davon stammt etwa ein Drittel aus seinem eigenen Fundus. Um den Leuten immer wieder Neues anbieten zu können, reist er zweimal jährlich zu den Messen nach Nürnberg und Essen. Zudem hält er engen Kontakt zu Autoren von Spielen. Die stellen regelmäßig im Laden ihre neuesten Kreationen vor. Bis zu 300 Neuheiten bringen Verlage jedes Jahr heraus. Doch nicht alle landen in Schmitts Regalen – er nimmt nur die, die seinen Ansprüchen gerecht werden.

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