Senf dazu

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Über manche seiner Wirkungen ist sich Finanzsenator Sarrazin durchaus bewusst. So gestand er in einem Pressegespräch: »Sie wissen, dass man mich selten missversteht – jedenfalls zur positiven Seite hin.« Flächige Beleidigung im Bundesmaßstab drohte da aber gleich wieder wegen seines beiläufigen Hinweises: »Viele schaffen ja auch unter positiven Rahmenbedingungen negative Zahlen.«

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Wer dem Motto folgt, »seinen Senf dazuzugeben«, ist nicht zwangsläufig Politiker oder Journalist. Wer etwas von Bratwurst versteht, ist dazu anlässlich der 6. Bratwurstmeisterschaft sogar aufgefordert. Dazu schon mal den 27. April von 10 Uhr bis zur Siegerehrung gegen 16 Uhr auf dem Gutshof der Domäne Dahlem, Königin-Luise-Str. 49, vormerken. Da soll es Thai-Chili-Lemonbratwurst, Zigeunerbratwurst oder sogar Schokobratwurst geben. Häppchenweise und im Stück.

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Die erbitterten Debatten um Tierfreud und -leid in einschlägigen Einrichtungen regen zur Flucht an. So zogen zwei Ziegen eines Streichelzoos in Johannisthal auf und davon. Dass Beamte sie wieder einfingen, war sogar in den Polizeinachrichten zu erfahren. Auch dass eine wieder verschwand, die dann beim Frühstück auf einem Spielplatz erwischt wurde.

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Im Theater erfährt man zuweilen auch etwas über das Stück hinaus: So auch im »Legislativen Theater« in Neukölln. Katja Kipping von der Linkspartei und der Altgrüne Wolfgang Wieland diskutierten auf den Brettern, die die Welt bedeuten, an einem Bistrotisch. Wielands Funkmikro versagte, Kipping half aus, der Moderator fragte: »Ein Koalitionsangebot?« Kipping wich auf etwas aus, das wie »technische Hilfe« klang und Wieland erkannte immerhin eine »kleine vertrauensbildende Maßnahme«. Schaun mer mal.

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Abgeordnete sind empfindsame Leute, besonders in der Opposition. So fühlte sich Sven Rissman (CDU) von »Big Brother« beobachtet und einem »Bewegungsprofil« bedroht. Er fragte höchst besorgt nach Listen und Datenerfassung, nach Speicherung und Verwendung, natürlich auch der Rechtsgrundlage. Woher die Justizsenatorin gewusst habe, dass er bisher nicht in der Jugendarrestanstalt gewesen sei, wollte Rissmann wissen . Die ließ parlamentarisch aufklären, dass ein Referent der Senatsverwaltung schlicht in der Einrichtung angerufen habe, ob der Abgeordnete da gewesen sei. Schließlich hatte er sich zu Bedingungen des Jugendarrestvollzuges in der Presse geäußert, da habe man wissen wollen, ob er mit den Gegebenheiten vertraut sei.

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