Der Bayernstory erster Teil: Pokalsieg

65. Finale des DFB-Pokals: Bayern München besiegt Borussia Dortmund 2:1 nach Verlängerung

Während sich seine Kollegen noch munter mit Wasser oder Weißbier bespritzten, schritt Torwart Oliver Kahn bedächtigen Schrittes über den Rasen des Berliner Olympiastadions. Weil Bayerns Torbeauftragter Luca Toni zwei Mal im rechten Moment den rechten Fuß an die rechte Stelle gehalten hatte (11. und 103.) und weil Kahn selbst ein, zwei Glanztaten auf der Linie vollbracht hatte, war den Münchnern Kapitel eins der geplanten Bayernstory gelungen. In Teil zwei und drei sollen Kahn und Kollegen auch UEFA-Cup und Meisterschale in die Luft recken.

Am Samstag sollte deswegen nach dem Willen des Kapitäns nur in Maßen gefeiert werden: »Wir dürfen es nicht übertreiben, wir haben am Donnerstag ein wichtiges Spiel«, erklärte der scheidende Ehrgeizigling Kahn, nachdem alles goldene Konfetti auf den Rasen des Olympiastadions verteilt war.

Die Rivalen aus Dortmund, die mit Silbermedaillen um den Hals vom Platz schritten, hatten ihren Möglichkeiten entsprechend gekämpft und durch Mladen Petrics Treffer (90. +2) in der Nachspielzeit nicht nur eine Verlängerung erzwungen, sondern auch ihren ramponierten Ruf etwas aufgebessert. Der teuerste Dortmunder Neueinkauf hatte getroffen, der Job von Trainer Thomas Doll (»Die Bayern sind nun mal die beste Mannschaft Deutschlands.«) war fürs erste gesichert – am Ende dieses kalten Endspielsamstages 2008 schienen keine Fragen offen. Oder? »Wir haben zwar nicht die ganz richtige Antwort gegeben«, bilanzierte Trainer Thomas Doll. »Wenn man die ersten 30 Minuten wegnimmt, waren wir teilweise sogar die bessere Mannschaft.«

Zumindest waren die anfangs erschreckend überlegenen Bayern unterm Strich keinen Deut besser als die Borussen, obwohl Superstar Franck Ribery wieder wie aufgezogen die Außenbahn entlangrannte, 1,94-Meter-Recke Luca Toni seinen Gegenspieler Christian Wörns den ganzen Abend lang auf Trab hielt und Bayerns Innenverteidiger Lucio und Martin Demichelis Dortmunds Solo-Spitze Alexander Frei gut im Griff hatten.

München schaffte es trotz seiner überragend besetzten Mannschaft nicht, die Dortmunder nach dem 1:0 zu kontrollieren. Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld urteilte deswegen hernach, das späte 1:1 sei nach dem Spielverlauf gerecht gewesen, weil sein Team das Spiel in der zweiten Spielhälfte nicht mehr in den Griff bekommen habe: »Es hätte genauso gut Elfmeterschießen geben können.«

Wäre da nicht Luca Toni gewesen: Sein Pflichtspieltor Nr. 34 war von perfekter Machart. Mark van Bommel schickte nach gerade mal zehn Minuten Franck Ribery mit einem steilen Diagonalpass auf Linksaußen, der Franzose passte scharf nach innen, wo der Italiener mitgelaufen war und den Ball zielsicher im Netz unterbrachte. Fast schon beängstigend war Tonis Torriecher 90 Minuten später, beim entscheidenden 2:1, wo er den abgefälschten Schuss des eingewechselten Lukas Podolski aus der Nahdistanz ins Tor weiterbeförderte. Absicht oder nicht? Kaum festzustellen und am Ende schnurzegal, denn die Dortmunder Elf war sichtbar geschockt und kurz darauf auch noch um einen Spieler ärmer: Jakub Blaszczykowski sah Gelb-Rot, womit der BVB am Ende insgesamt acht Mal verwarnt worden war.

Selbst bei den Fans in Schwarz-Gelb, die an diesem Abend in Sachen Lautstärke und Sangesfreude die Sieger waren, wurde es leiser und als der Schlusspfiff die erste BVB-Niederlage in einem DFB-Pokalfinale (1965 und 1989 gewann Dortmund) besiegelte, gehörte das Stadion den Bayern, die den 14. Pokalsieg ausgiebig feierten.

Borussia Dortmund: Ziegler - Rukavina (79. Buckley), Wörns, Kovac, Dede - Kehl (86. Valdez) - Blaszczykowski, Kringe - Tinga - Frei (71. Klimowicz), Petric.

Bayern München: Kahn - Lell, Lucio, Demichelis, Lahm - Schweinsteiger (86. Sagnol), van Bommel, Zé Roberto (113. Ottl), Ribéry - Klose (69. Podolski), Toni.

Tore: 0:1 Toni (11.), 1:1 Petric (90.+2), 1:2 Toni (103.). Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg). Zuschauer: 74 244 (ausverkauft). Gelb: Klimowicz, Petric, Rukavina, Kovac, Tinga, Frei / Toni, Zé Roberto. Gelb-Rot: Blaszczykowski (108./Foulspiel).
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