»Damit die Hoffnung nicht erlischt«

Tsafrir Cohen, Vertreter von medico international in Jerusalem, über die soziale Krise in den Palästinensergebieten

Tsafrir Cohen wurde 1966 in Israel geboren, wuchs dort sowie in Kanada auf, lebte ab 1986 in Berlin, wo er unter anderem das Jewish Filmfestival gründete und als Journalist und Kulturmanager tätig war. Seit 2007 ist Cohen Repräsentant der deutschen Hilfsorganisation medico international in Israel und Palästina. Sein Jerusalem-Blog »Paradoxe Hoffnung« ist unter www.medico.de zu lesen. Mit dem Publizisten sprach für ND Rolf-Henning Hintze.

ND: Die meisten Deutschen haben kaum eine Vorstellung, welch extreme Ausmaße die soziale Krise in Palästina erreicht hat. Sie haben Einblick speziell in die medizinische Situation. Wo liegen in diesem Bereich die größten Probleme?
Cohen: Das Enklavensystem hat gravierende Folgen für alle Lebensbereiche der Palästinenser und Rückwirkungen auf die israelische Gesellschaft. Israel bietet seit den Osloer Verträgen Mitte der 90er keine Gesundheitsdienste in den Palästinensergebieten mehr an. Vor einigen Jahren bediente Jerusalems Gesundheitssystem zu 80 Prozent auswärtige Patienten, denn dort stehen die Referenz- und Spezialkrankenhäuser.

Heute können z. B. die Bewohner der Stadt Bethlehem diese Dienste nicht ohne weiteres in Anspruch nehmen. Dafür ist eine Genehmigung israelischer Behörden nötig, die nicht jeder erhält. Menschen, die politisch aktiv oder mit einem solchen Menschen verwandt sind, erhalten keine, und für sozial Benachteiligt...



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