Erdogans PR-Maßnahme

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Gab es tatsächlich eine ernstzunehmende türkische Initiative, um zwischen Israel und Syrien zu vermitteln? Auf derSkala zwischen Ja und Nein liegt die Antwort wohl sehr dicht bei Letzterem. Eine israelische Botschaft an den syrischen Präsidenten wäre natürlich denkbar – und wünschenswert ohnehin. Allerdings bedarf es dabei nicht der Überbringerdienste des türkischen Ministerpräsidenten und schon gar nicht einer offiziellen syrischen Antwort darauf. Dazu hätte die informelle Verständigung zwischen den verfeindeten Staaten schon sehr weit fortgeschritten sein müssen, was offensichtlich nicht der Fall ist.

Im Gegenteil. Die antisyrische Rhetorik besonders von US-Seite hat in letzter Zeit erheblich zugenommen. Dazu zählen vor allem diffuse Vorwürfe der Einmischung in Libanon und Irak. Es kann auch kein Zufall sein, dass ausgerechnet an jenem Tag, an dem Erdogan in Damaskus weilt, Syrien eines geheimen Atomkomplotts mit Nordkorea beschuldigt wird. Die dabei von den USA präsentierten Satellitenfotos sind so nichtssagend wie die 2002 von US-Außenminister Powell vorgelegten über angebliche irakische Massenvernichtungswaffen, aber das propagandistische Getöse ist um so größer.

Schließlich war Ankara gegenüber Damaskus zuletzt mehr Erpresser als ehrlicher Makler. Das ging vor zehn Jahren bis zur am Ende erfolgreichen Drohung, Syrien vom Euphrat-Wasser abzuschneiden, wenn es weiter die PKK auf seinem Gebiet duldet. Es spricht also viel dafür, dass Erdogans Reise nicht mehr war als eine PR-Maßnahme, um dem Druck, unter dem er zu Hause steht, etwas auszuweichen.

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