»Wasserautobahn« in der Kritik

Umweltschützer starten Kampagne gegen Havelausbau

  • Lesedauer: 2 Min.

Potsdam (dpa/ND). Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen haben gestern eine neue Kampagne gegen den Havelausbau gestartet. Vertreter des BUND, des NABU, der Grünen Liga und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) übergaben Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD) eine Protestresolution und forderten ihn auf, sich beim Bundesverkehrsministerium gegen den Ausbau einzusetzen.

Der Bau einer »Wasserautobahn« zwischen Magdeburg und Berlin bedrohe Natur und Wasserhaushalt, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Bis zum Sommer wollen die Verbände im Internet und mit Protestpostkarten »Flussretter« mobilisieren, um weitere Ausbaupläne zu verhindern.

»Es ist Zeit, dass Reinhold Dellmann sich für den konsequenten Schutz der Havel einsetzt«, sagte Burghard Voß, Landesvorsitzender des BUND Brandenburg. Dafür spreche auch die Warnung von Klimaexperten.

Die ursprünglich angenommenen Gütermengen würden auch nach einem Ausbau der Wasserstraße bei weitem nicht erreicht, argumentieren die Gegner. »Selbst das Bundesverkehrsministerium rechnet inzwischen damit, dass selbst nach Ausbau von Havel und Spree weniger Güter auf den Flüssen transportiert werden als in den 90er Jahren«, so Burkhard Voß. Statt mit einer Verdoppelung rechne man jetzt mit einem verschwindend kleinen Plus von 0,2 Prozent.

NABU-Chef Tom Kirschey mahnte, allein entlang dem Sacrow-Paretzer Kanal sollten rund 800 Bäume gefällt werden. »Die Eingriffe in Naturgebiete entlang der Havel ist nicht vertretbar«, kritisierte Kirschey.

Der DUH-Flussexperte Frank Neuschulz betonte: »Mit massiven Eingriffen in Natur und Wasserhaushalt und mit Kosten von bis zu einer Milliarde Euro einen Begegnungsverkehr für zwei Großmotorgüterschiffe pro Tag zu bauen, widerspricht jeglicher Vernunft.«

Außerdem sei durch die Ausbaumaßnahmen eine weitere Absenkung der Wasserstände zu erwarten. »Diese führt zu einer Schädigung von geschützten Feuchtgebieten. Auch die Trinkwasserförderung aus Uferfiltrat kann damit in eine kritische Lage geraten«, warnte Michael Bender, Wasserexperte der Grünen Liga.

Dellmann sagte zu, die Resolution Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) zu übergeben. Er selbst hatte den umstrittenen Havelausbau erst vor kurzem erneut verteidigt. Nach dessen Abschluss werde es eine umfangreiche Verlagerung der Gütertransporte von der Straße aufs Wasser geben, von der die Umwelt erheblich profitiere, meinte der SPD-Politiker.

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