Eine Bar im Wasserturm

Am Obersee kann man jetzt hinter dicken Backsteinmauern Drinks genießen

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Barmann Krömer an seinem Tresen im Wasserturm.
Barmann Krömer an seinem Tresen im Wasserturm.

Jahrelang stand der 23 Meter hohe Wasserturm am Obersee leer. Inzwischen gibt es dort eine Bar und eine Terrasse mit einem wundervollen Blick. Martin Krömer hat das denkmalgeschützte Gebäude umbauen lassen und wohnt selbst in den oberen Etagen. Eine Lücke in einer Hecke vor dem Turm bildet den Eingang und ein gepflasterter Weg führt zum rotbraunen Backsteinbau. Hinter einer dunklen, schweren Eichentür befindet sich die »Bar am Wasserturm«, mit halbrundem Tresen, weißen Ledersitzen und Empore.

Die dicken Backsteinmauern geben dem Raum das rustikale Ambiente. Saubere, sandgestrahlte Steine bilden das Design. Nur an einigen Stellen ist der Untergrund weiß gestrichen. Kleine, kolonialfarbene Holztische bilden den Kontrast zum weißen Sitzmöbel. An einigen Stellen des über hundert Jahre alten Baus ragen Stahlträger aus dem Stein.

Im Halbdunklen sitzen ein paar Gäste und lassen sich ihre Cocktails schmecken. Es hat sich herumgesprochen, dass der historische Wasserturm an der Waldowstraße in Alt-Hohenschönhausen besucht werden kann. »Die meisten Leute sind zwischen 30 und 50 Jahre alt«, beschreibt Martin Krömer sein Publikum. Viele kommen aus dem umliegenden Siedlungsgebiet. Es gibt aber auch schon Stammgäste aus Spandau und Friedrichshain. Und manchmal werden Touristen, die das Haus des Architekten Mies van der Rohe auf der anderen Seeseite besichtigen, auch neugierig auf den Turm. »Wir haben gehört, dass der Wasserturm veräußert wurde und es dort jetzt eine Bar gibt«, erzählt ein Pärchen aus Mitte.

Es dauerte insgesamt elf Jahre, bis der Computer-Spezialist Krömer seinen Traum umsetzen konnte. Seine Schwester machte ihn einst auf den leer stehenden Turm aufmerksam. Damals hieß es zunächst, der Bau sei bereits verkauft. Dann standen lange Verhandlungen mit der Treuhand Liegenschafts GmbH an, die den Verkauf managte. Es folgten Gespräche mit dem Denkmalschutz und dem Bezirk, der auf einer öffentlichen Nutzung bestand. Weil Krömer bereits Teilhaber eines Restaurants in Grünau war, beschloss er zu expandieren. Bis zu 60 Besucher finden in der Bar Platz, auf der Terrasse sind es bei schönem Wetter noch einmal genauso viele. Die Veranstaltungen, dazu gehören Cocktail- oder Stand-up-Comedy-Abende, werden gut angenommen.

Auch heiraten kann man im Wasserturm. Den Auftakt bildete vergangenen Sommer ein schwules Pärchen. Manchmal mieten Gäste auch gleich die ganze Bar. Damit sich an solchen Abenden niemand umsonst auf den Weg macht, ließ sich Krömer etwas Besonderes einfallen: Bei geschlossenen Gesellschaften wechselt das grüne Leuchtband auf dem Dach in eine rote Farbe. Der Barmann plant auch bereits die nächsten Umbauten. So will er demnächst im Keller ein Raucherzimmer einweihen und die 72 Meter große Terrasse überdachen.

Geöffnet ist die Bar donnerstags ab 19 Uhr, freitags ab 15 Uhr und am Wochenende ab 14 Uhr. Weitere Infos unter: www.berlin- wasserturm.de.

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