Protest ohne übliche Querelen

Mehrere Tausend Teilnehmer bei revolutionärer 1. Mai-Demonstration erwartet

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

»Gegen Kapital und Krieg – für Solidarität und soziale Revolution«, lautet das Motto der diesjährigen revolutionären 1. Mai-Demonstration. Das Bündnis besteht aus über 20 linken und linksradikalen Gruppen. Die Veranstalter rechnen mit mehreren Tausend Teilnehmern, hieß es gestern im Kreuzberger Veranstaltungszentrum Kato.

Die Gruppe Autonome Kommunisten bezieht sich auf die jüngsten Streiks. »Wir wollen diejenigen, die sich frustriert von den Gewerkschaften abwenden, inspirieren, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen«, sagte ein Vertreter. Auch Schüler organisieren einen eigenen Block auf der Demo. Durch die »Verdichtung von Lerninhalten« steige der Druck beständig an, sagte eine Sprecherin. »Die Schule wird so zur Lernfabrik.« Deshalb setze man sich für »selbstbestimmtes Lernen« ein. Es gehe zudem gegen das dreigliedrige Schulsystem, das soziale Ausgrenzung produziere. Für den 22. Mai sei ein Schulstreik geplant.

Auch die Route scheint ohne das übliche Hickhack im Vorfeld des 1. Mai festzustehen. Die Demo starte – wie üblich um 18 Uhr – auf der Reichenbergerstraße und bewege sich durch die Mariannenstraße. Danach wolle man wie 2007 durch das vom Bezirksamt organisierte MyFest ziehen. Weiter über die Köpenicker Straße, durch den Wrangelkiez und über die Skalitzer Straße gehe es zurück zum Kottbusser Tor. »Wir gehen davon aus, dass sich daran nichts mehr ändert«, sagte Jonas Schliesser von der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin, die den Antifablock auf der Demo mitorganisiert.

Die Polizei wollte sich zum Routenverlauf nicht äußern. Man werde wieder mit mehreren Tausend Beamten aus mehreren Bundesländern im Einsatz sein und sich im Hintergrund halten – gegebenenfalls jedoch »gezielt und konsequent« einschreiten, sagte Sprecher Bernhard Schodrowski gegenüber ND. Es gebe aber keine Anhaltspunkte dafür, dass es »schlimm« wird. »Der 1. Mai ist auch aus Sicht der Polizei in den letzten Jahren friedlicher geworden, weil die Kreuzberger der Gewalt mit dem MyFest selbst entgegentreten.«

Ganz ohne Ärger geht es aber nicht am 1. Mai: Eine aus Gewerbetreibenden bestehende »AG Kiezkultur von unten« veranstaltet bereits ab 14 Uhr das Auftaktkonzert am Kottbusser Tor. Sie ruft unter dem Motto »Privatisierung stoppen« auch zur Teilnahme an der Demonstration auf. In Teilen der linken Szene wurde nach ND-Informationen Kritik am Konzert laut. Das MyFest war in den Vorjahren immer wieder als Entpolitisierung und Kommerzialisierung des Kreuzberger 1. Mai kritisiert worden. Dass sich gerade das »revolutionäre« 1. Mai-Bündnis mit der Konzertbühne in diesem Jahr daran beteiligt, stößt auf Unverständnis.

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