nd-aktuell.de / 02.05.2008 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

SPD spricht von Vollbeschäftigung

Arbeitslosenzahlen nicht wie erwartet gesunken

Nürnberg (AFP/ND). Wie der Chef der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, am Mittwoch bei der Vorlage der Arbeitslosenzahlen für April sagte, hatte man den nachlassenden Schwung beim Abbau der Arbeitslosigkeit erwartet. Die Experten blieben aber bei der Prognose von 3,4 Millionen Arbeitslosen im Jahresschnitt. Es gebe Hinweise, »dass es einen Tick besser wird« und der Jahresschnitt auf 3,2 Millionen sinken könne. Im Herbst könne die Zahl der Arbeitslosen unter die Drei-Millionen-Marke fallen.

Auch ohne die Computerpanne entwickelte sich der Arbeitsmarkt im April schlechter als erwartet. Weise gab an, dass sich wegen des vergleichsweise milden Winters weniger Winterarbeitslosigkeit aufgebaut habe – und nun im Frühjahr entsprechend weniger abgebaut werden muss. Saisonbereinigt und damit ohne die witterungsbedingten Effekte verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen um 7000. Auch diese Zahl ist allerdings wegen des Computerfehlers geringer als tatsächlich, im Mai wird die Arbeitslosenzahl entsprechend niedriger ausfallen. Laut Weise gibt es weiterhin eine hohe Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften. Saisonbereinigt stieg die Zahl der Erwerbstätigen nach den jüngsten vorliegenden Zahlen im März um 55 000. Nicht saisonbereinigt waren zuletzt im März 39,93 Millionen Menschen erwerbstätig, 136 0000 mehr als im Februar und 683 000 mehr als ein Jahr davor. Sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren nach BA-Hochrechnungen für den Februar 27,15 Millionen Menschen, 663 000 mehr als ein Jahr davor. Bei den Stellenangeboten verzeichnete die BA im April 592 000 freie Jobs, von denen 89 Prozent sofort zu besetzen waren. Die Zahl der Jobangebote lag damit gegen 2007 um 59 000 niedriger.

Die sinkenden Arbeitslosenzahlen haben das Thema Vollbeschäftigung wieder auf die politische Tagesordnung gesetzt. SPD-Chef Kurt Beck und sein Stellvertreter Frank-Walter Steinmeier halten es für möglich, dieses Ziel im nächsten Jahrzehnt zu erreichen. Vollbeschäftigung heißt aber nicht, dass kein Mensch mehr arbeitslos gemeldet ist. Frank-Jürgen Weise definierte Vollbeschäftigung jüngst als Arbeitslosigkeit von drei bis vier Prozent. Das wurde in Deutschland zuletzt 1980 erreicht. Heute besteht in einzelnen Bezirken praktisch Vollbeschäftigung. Laut BA lag die Quote im März in 14 von 178 Arbeitsagenturen unter vier Prozent. Sie liegen in Bayern und Baden-Württemberg. Spitzenreiter ist Freising mit einer Arbeitslosigkeit von 2,7 Prozent.