Auf in die Bar jeder Vernunft, die gottlob nicht vernünftiger geworden, sondern so verrückt wie immer geblieben ist. Auch mit »Annamateur & Außenseiter« – mit einem Weibsbild, das Musik im Blut und Witz im Kopf hat. Anna Maria Scholz, Dresdnerin des Jahrgangs 77, die rund und füllig und dabei überaus beweglich ist, wird mir die Vokabel Weibsbild nicht verübeln – sie trifft.
Die vielfach preisgekrönte Künstlerin ist ein Tausendsassa, kann vieles und das vortrefflich. Was will ein Publikum mehr, als dass es einmal Eintritt für sage und schreibe ein halbes Dutzend Vorführungen zahlt. Tom Waits tritt auf und Charlie Parker, Charles Aznavour und Zarah Leander ... Und was die Scholz an eigenen Titeln über die Rampe bringt, ist gleichermaßen brillant. Ein Allround-Weib, das nicht einzuordnen ist, weder optisch noch musikalisch, eine Neue auf dem Weg ganz nach oben.
Anna Maria Scholz traut sich alles, schafft alles, ihre Spontaneität verblüfft und ihr Timing ist toll. Wie sie ihre zwei »Außensaiter«, Gitarrist Daniel Wirtz und Cellist Stephan Braun, in ihr Programm einzubeziehen versteht, will erlebt sein – wie auch das Solo der beiden ungemein begabten und sympathischen Musiker. Kurzum: ein vergnüglicher Abend, allein schon wegen des B. Hellinger-Songs Bandmatratze. »Hey-juh international superstar – I’m a little girl from jena lobeda... I love your voice, I love your rhyme ... come with me to bed, autogramm brauch ich keins ...« Aber auch alles, was danach und davor kommt, hat es in sich!
Bis 11.5., Schaperstraße 24, Wilmersdorf, Telefon 883 15 82, www.bar-jeder-vernunft.de[1]
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/128095.annamateur.html