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Mutmaßungen über M.

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 2 Min.

Russland hat einen neuen Präsidenten. Wer am 7. Mai 2008 in den Moskauer Kreml einziehen würde, wusste man zwar bereits im Dezember 2007, doch noch immer haben Kreml-Astrologen nur Mutmaßungen parat, wenn sie verkünden, wer dieser Dmitri Anatoljewitsch Medwedjew ist und welche Rolle er spielen wird. Sie behelfen sich mit Etiketten. Das beliebteste zeigt Medwedjew als Marionette seines Vorgängers Wladimir Putin. Der habe sich im Präsidentenamt als Autokrat erwiesen und werde die Fäden auch als Regierungschef nicht aus der Hand geben. Wenn es so wäre: Warum hat er sich nicht selbst eine dritte Amtszeit genehmigen lassen, was ohne große Mühen möglich gewesen wäre? Und warum hat er sich nicht für einen gewohnheitsmäßigen Befehlsempfänger, sondern für einen als liberal geltenden Nachfolger entschieden? Könnte es sein, dass er das Land tatsächlich mit aller Vorsicht demokratisieren will? Sicherlich, die Wachablösung im Kreml war »gelenkt«. Weil anderenfalls erneut zerstörerische Machtkämpfe gedroht hätten?

Es ist noch nicht gar so lange her, dass Russlands Gewicht im Westen mit dem eines afrikanischen Staates verglichen wurde, nur dass Moskau leider über Atomwaffen verfügte. Der Spott mag manchen gefallen haben, den Russen gewiss nicht. Unter Putin sind die Spötter verstummt, Medwedjew wird sie nicht wieder laut werden lassen. Probleme hat Russland ohnehin genug – auch zwei Männer werden nicht reichen, sie zu lösen.

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