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Fußball-Russland erobert Europa

Heute UEFA-Cup-Finale: Zenit gegen Rangers

  • Lesedauer: 3 Min.

»Der Smolny ist geschlossen, die Stadt hat keine Führung mehr«, macht sich in diesen Tagen die Komsomolskaja Prawda Sorgen. Zahlreiche Politiker haben den Sitz der Petersburger Stadtregierung in Richtung England verlassen. Im City of Manchester Stadium wollen sie heute Abend ab 20:45 Uhr die Fußballer von Zenit im Finale des UEFA-Pokals gegen die Glasgow Rangers unterstützen.

Der russische Meister Zenit St. Petersburg sorgt auch über die Landesgrenzen hinweg für Aufsehen. Nach dem UEFA-Pokalsieger ZSKA Moskau (2005) steht er als zweiter Klub der ehemaligen Sowjetunion im Finale eines europäischen Vereinswettbewerbs. »Ganz Europa lobt unsere Spielweise, das ist sensationell«, sagt der niederländische Trainer Dick Advocaat voller Stolz. Auch zwei deutsche Vereine hatten der Petersburger Offensivstärke nichts entgegenzusetzen. Mit jeweils vier Toren schossen die Russen auf dem Weg ins erste europäische Finale der Vereinsgeschichte Bayer Leverkusen und den FC Bayern München aus dem Wettbewerb. Und dabei setzt man an der Newa nicht auf teure ausländische Stars. Beim 4:0-Sieg im Halbfinal-Rückspiel des UEFA-Cups standen gegen die Münchner Import-Bayern sieben russische Spieler auf dem Platz.

Der heutige Gegner Glasgow Rangers ist für St. Petersburg auch kein Unbekannter. Zenit-Trainer Dick Advocaat stand von 1998 bis Ende 2001 bei den Schotten unter Vertrag. Allerdings ist mit Barry Ferguson nur noch ein Spieler aus seiner Amtszeit mit dabei. Für den 51-maligen schottischen Meister ist es die vierte Finalteilnahme auf der europäischen Bühne. Der bisher einzige Sieg gelang 1972 ausgerechnet gegen eine russische Mannschaft. Im Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger wurde Dynamo Moskau mit 3:2 bezwungen – ein gutes Omen vielleicht, ebenso wie der Austragungsort Manchester. Während die russischen Fans gut 2000 Kilometer zurücklegen müssen, liegt Glasgow nur 350 Kilometer entfernt. Rangers-Trainer Walter Smith erwartet deshalb »ein Heimspiel mit prächtiger Stimmung wie im Ibrox-Park«.

Trotz der gegnerischen Übermacht auf den Rängen gibt sich Dick Advocaat zuversichtlich. »Wir haben sicherlich schon bessere Mannschaften geschlagen«, so der Zenit-Trainer. Und auch die beste Abwehr des Wettbewerbs scheint ihm keine Sorgen zu bereiten. Warum auch. Mit Andrej Arschawin, Star des Teams, hat er einen Ausnahmestürmer in seinen Reihen. »Er ist absolute Weltklasse«, lobte Rudi Völler vom Viertelfinalgegner Bayer Leverkusen. Der 26-jährige Russe steht schon bei etlichen Spitzenvereinen auf dem Einkaufszettel. Unter 15 Millionen Euro wird Russlands Fußballer des Jahres 2006 aber nicht zu haben sein. Zunächst will er helfen, die Petersburger Erfolgsgeschichte im UEFA-Cup zu Ende zu schreiben und muss dazu nur seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen. »Mein Hobby sind Tore, egal ob ich selbst treffe oder auflege«, so Arschawin über sich selbst. Fehlen wird ihm sein gelb-gesperrter Partner Pavel Pogrebnyak, der mit zehn Treffern gemeinsam mit Bayerns Luca Toni die Torjäger-Liste im UEFA-Cup anführt.

Durch die Erfolge der Vereinsmannschaften hat sich Russland in der UEFA-Fünfjahreswertung in den letzten vier Jahren um 15 Plätze verbessert und liegt nun auf Platz sechs – vor großen Fußball-Nationen wie Portugal und den Niederlanden. Die Schotten konnten ebenfalls nach oben klettern und haben Platz zehn inne. sid/ND

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