Werbung

Jugendliche rappen für Respekt

Lokaler Aktionsplan Friedrichshain-Kreuzberg startet mit Öffentlichkeitskampagne

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist ein Alien, ein grüner. »Wir haben lange über den Vorschlag diskutiert«, sagte der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne). Ein freundlich dreinblickender Außerirdischer auf Plakaten und Postkarten ist das Kernstück der jüngst gestarteten Öffentlichkeitskampagne für den Lokalen Aktionsplan Friedrichshain-Kreuzberg (LAP). Damit sollen der LAP bekannt gemacht und Projektträger angeregt werden, sich um die Fördermittel zu bewerben.

Die schwierige sozioökonomische Situation im Bezirk und die heterogene Bevölkerungszusammensetzung zögen Probleme nach sich, sagte Sabine Behn von der lokalen Koordinationsstelle des LAP. Ausgrenzung und Diskriminierung von Einzelnen oder Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer Herkunft seien eher die Kreuzberger Probleme, wachsende Gewalt von rechts eher in Friedrichshain zu finden. Dagegen anzugehen, sei das Ziel des LAP, so Behn.

Das demokratische und tolerante Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen soll also insgesamt gefördert werden. Zusammen mit der Öffentlichkeitskampagne wurde deshalb ein Projektaufruf lanciert, der sich sowohl an Bildungsträger – Schulen, Vereine und Multiplikatoren – im Bezirk als auch an Einzelpersonen richtet. Im Rahmen des LAP fließen jährlich 100 000 Euro, befristet auf drei Jahre, in soziokulturelle und politische Projekte. Das Geld kommt vom Bundesfamilienministerium.

Insgesamt stellt die Behörde von Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) im Rahmen des Bundesprogramms »Vielfalt tut gut. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie« 19 Millionen Euro jährlich für 90 Aktionspläne zur Verfügung – 60 für die neuen Bundesländer und 30 für die alten. Es geht um das Zurückdrängen von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus und die Förderung von Toleranz und Demokratie.

Einige Projekte, die mit Mitteln des seit Oktober 2007 laufenden LAP gefördert wurden, stellten sich bei der Präsentation gleich mit vor. Darunter sind Schüler vom Leibniz-Gymnasium in Kreuzberg. Sie recherchierten zwei Wochen lang zum Friedhof der Märzgefallenen in Friedrichshain und präsentierten nun als Ergebnis einen Audio-Guide, der Besucher über die Geschichte des Friedhofs und die Hintergründe der bürgerlichen Revolution von 1848 informiert. Schüler der Friedrichshainer Heinrich-Hertz-Oberschule erstellten Tondokumente und Stadtpläne zu im Bezirk verlegten Stolpersteinen, die man auf der Internetseite des Kreuzberg-Museums herunterladen kann.

Ein Drittes Projekt läuft noch. Hier produzieren 16 Jugendliche, überwiegend mit Migrationshintergrund, gemeinsam eine Hip-Hop-CD und ein Musikvideo. Die Gruppe besteht je zur Hälfte aus Frauen und Männern. Hip-Hop habe für ihn viel mit Auflehnung zu tun, erzählte einer der Jugendlichen. Konkret richte sich das laufende Projekt gegen »diskriminierenden Hip-Hop«, in dem Frauen oft einzig als Lustobjekte gezeigt würden. In die Runde richtete er die Frage, ob denn mit dem Alien auf dem Plakat auch alle Geschlechter gemeint seien. »Der sieht so männlich aus«, so der Rapper. Judy Gummich vom Begleitausschuss, dem zentralen Entscheidungsgremium des LAP, sagte, der Alien bilde keine konkrete Person ab. »Alle haben schon irgendeine Ausgrenzungserfahrung gemacht.« Und dafür stehe der Grünling. Schulz meinte, die Figur symbolisiere auch die Andersartigkeit von Friedrichshain-Kreuzberg an sich.

Weitere Informationen im Internet: www.lap-friedrichshain-kreuzberg.de/.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal