Genmais in Thüringen

CDU-Landesregierung lehnt Anbauverbot für MON810 ab

  • Anke Engelmann, Erfurt
  • Lesedauer: 3 Min.
Beim Thema Genmais sieht die Thüringer CDU-Landesregierung keinen Handlungsbedarf. Dieser Tage lehnte sie einen Antrag der Linksfraktion ab, der ein Anbauverbot der gentechnisch veränderten Maissorte MON810 für Thüringen forderte.

Da können Bio-Bauern, Imker und Umweltschützer noch so protestieren – die Thüringer Landesregierung sitzt das Thema Genmais lieber aus. Derzeit stehe wegen der notwendigen Neuzulassung der Maissorte MON810 sowieso eine Sicherheitsüberprüfung an, erwiderte Staatssekretär Stephan Illert vom Ministerium für Familie, Soziales und Gesundheit dieser Tage in Erfurt auf einen Antrag der Linksfraktion. Darin forderte diese die CDU-Regierung auf, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um »Freisetzung und Anbau« des transgenen Mais MON810 zu untersagen. Zudem sollte sich das Land auf Bundesebene für ein Verbot einsetzen. »Wir werden bei dem Thema nicht lockerlassen«, kündigte die agrarpolitische Sprecherin der LINKEN, Johanna Scheringer-Wright, an.

Seit Verabschiedung des ersten Gentechnikgesetzes im Juni 2004 können Landwirte unter Auflagen genveränderte Pflanzen anbauen. Landwirtschaftlich genutzt wird in Deutschland und der EU derzeit nur der Mais MON810, produziert vom US-Saatgutkonzern Monsanto. Er enthält das Gen eines Bodenbakteriums, mit dem die Pflanze ein Gift gegen den schädlichen Maiszünsler produziert – und das, so Kritiker, auch Schmetterlinge und Bienen schädigt. Sie fürchten zudem eine unkontrollierte Ausbreitung des gentechnisch veränderten Maises. So soll MON810 im Jahr 2006 an Thüringer Jäger zur Wildfütterung abgegeben worden sein, berichtete der »MDR«.

In ganz Ostdeutschland soll in diesem Jahr auf 3600 Hektar genmanipulierter Mais angebaut werden. Auf Thüringen entfielen davon ursprünglich gut 22 Hektar. Viel ist davon nicht mehr übrig, nachdem im März der größte kommerzielle Anbauer, ein Agrarunternehmen in Großfahner, seine Anmeldung für 18 Hektar zurückzog. Zuvor hatte ein lokales Feinkostunternehmen gedroht, seine Produktionsstätte mit 50 Arbeitsplätzen dicht zu machen. Stur geblieben ist einzig die Schmöllner Agrarprodukte GmbH im Altenburger Land, die in diesen Tagen mit der Aussaat von MON810 auf einem Hektar begonnen hat – ursprünglich waren 3,7 Hektar vorgesehen. Nach Ansicht der »Bürgerinitiative für eine gentechnikfreie Region Altenburger Land« ist jedoch jeder Hektar zuviel. Zudem bleiben kleinere Versuchsfelder in Friemar, Dachwig, Straußfurt und Buttelstedt. Die Gentechnikgegner in der Region bekommen indes nicht nur hilfreiche Unterstützung von der LINKEN, von Grünen und Umweltschützern. Auch die Neonazis der Altenburger Region rufen zur Teilnahme an den Protesten auf.

Bei so wenigen Anbauflächen sei Genmais in Thüringen kein Thema, sagt Torsten Mörstedt, Sprecher des Thüringer Bauernverbandes. Allerdings sei man nicht grundsätzlich gegen Gentechnikprodukte und fordere eine »Versachlichung der Debatte«. Und dazu gehöre eben, dass ein Probeanbau möglich sein müsse, ohne dass die Felder von Gegnern zerstört würden, sagt Mörstedt. Der öffentliche Druck ist groß, da man in Thüringen um den Ruf der einheimischen Produkte fürchtet. So sollen Presseberichten zufolge auch Thüringer Rostbratwürste Fleisch von Schweinen enthalten, die mit Gensoja und Genmais gefüttert worden sind.

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