Beklemmend

Allah und die Juden – ein Rundumschlag

  • Klaus Jaschinski
  • Lesedauer: 2 Min.

Antisemitismus scheidet die Geister, den Menschen vom Unmenschen«, schreibt Hans-Peter Raddatz. Da ist dem promovierten Orientalisten und Volkswirt uneingeschränkt zuzustimmen. Diesem Satz fügt er dann hinzu: »Das Judentum ist weder eine Religion wie Christentum oder Islam noch mit irgendeiner anderen Religion, Ideologie oder Staatsform vergleichbar. Wenngleich ebenfalls Ergebnis der Geschichte, ist es eine Kategorie für sich, ein Unikat der Menschheitskultur.« Das erste Kapitel eröffnet mit »Das Heil kommt von den Juden« ( Joh. 4, 22) Die folgenden Kapitel berichten, mit ausgiebigem Rückblick und -griff in Antike und Mittelalter über »Muster des Antisemitismus« und den arabischen »Mythos Palästina«, um sodann eine Brücke zum »modernen Muftismus« zu schlagen.

Mögen viele der hier ins Feld ge-führten Fakten auch nicht neu sein, einige der daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen fördern geradezu »Erstaunliches« zutage. Nachdem nicht zu Unrecht der Katholizismus als »Urheberin der Judenfeindschaft und Schöpferin der antisemitischen Muster« und Brutstätte von »Unmenschen« gebrandtmarkt ist, werden Luther, Fichte und Marx »als eine Achse« präsentiert, »die nicht nur den Antisemitismus Europas getragen und in die Moderne verstärkt« habe: »Sie bildet überhaupt die religiös-nationalistisch-sozialistische Dreiheit, aus der sich der kommende radikal-rassistische Vernichtungswille nähren wird.« Zum hier in die Debatte geworfenen Schlagwort »Muftismus«, das am tatsächlichen Antisemiten, den Großmufti von Jerusalem, Amin al-Husayni, »Hitler-Freund und Arafat-Vorbild«, wie es hier indes pauschal heißt, festgemacht ist, erfährt man: »Muftismus verstehen wir als Oberbegriff für den laufenden Wandel des westlichen Weltbildes, soweit er sich unter dem dominanten Design durch islamische Interessen vollzieht.« Der »Muftismus« verbinde »die Nazi-Ideologie mit der Gegenwart« und lasse »den islamischen Schariastaat in den demokratischen Rechtsstaat diffundieren«. Die Politik der EU sei längst dabei, ihn sich anzueignen, »indem sie den hitleristischen Radikalislam fördert«. Des Autors Rundumschlag spart auch die UNO nicht aus. Frankreich wird bezichtigt, Schutzmacht des Islamismus zu sein.

Die Ankündigung des Verlages, eine »beklemmende Studie« zu präsentieren, ist nicht übertrieben. In der Tat ist sie beklemmend, bedient sie doch auffallend den Zeitgeist jener, die Islam und Muslims im Dunstkreis des »Anti-TerrorKrieges« zu bekämpfen suchen.

Hans-Peter Raddatz: Allah und die Juden Die islamische Renaissance des Antisemitismus. WJS Verlag, Berlin. 352 S., geb., 24,90 EUR.

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