Verraten!

Kanaltürk verkauft

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Verkauf des Fernsehsenders Kanaltürk ausgerechnet an einen der Regierung Erdogan nahe stehenden Geschäftsmann erregt die Gemüter in der Türkei. Kanaltürk ist nicht eben ein kritischer Fernsehkanal, nahezu der einzige Inhalt der Nachrichtensendungen und Recherchen von Kanaltürk war der rückhaltlosen Kritik an der gemäßigt islamischen Regierung Erdogan gewidmet.

Dem Verwaltungsrat von Kanaltürk steht der Journalist Tuncay Özkan vor, der letzten Sommer maßgeblich an der Organisation der großen Protestveranstaltungen gegen die Regierung Erdogan beteiligt war. Die islamische Presse hob hervor, dass Kanaltürk für die oppositionelle Republikanische Volkspartei (CHP) einen teuren Dokumentarfilm drehen durfte und hierfür im Voraus bezahlt wurde. Die Kritik von dieser Seite dürfte verstummen, nachdem Tuncay Özkan Kanaltürk Anfang der Woche überraschend an die Koza Gruppe verkauft hat. Koza gehört einem Mann Namens Akin Ipek, der zugleich Inhaber der Zeitung »Bugün« ist, ein Blatt mit religiös-nationalistischer Tendenz auf einem unteren journalistischen Niveau. Unter den Konsumenten von Kanaltürk hat der Verkauf Bestürzung ausgelöst. Auf einer von Tuncay Özkan eigentlich als Plattform für Angriffe gegen die Regierung Erdogan eingerichteten Website (www.bizkackisiyiz.com) häufen sich nun die Angriffe gegen Özkan, ihm wird »Verrat« vorgeworfen. Der verteidigt sich gegen die Anschuldigungen, mit der Behauptung, dem Kanal sei einfach das Geld ausgegangen. An der Veröffentlichungspolitik von Kanaltürk soll sich indes nichts ändern. jk

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