Vier gesunde Handy-Regeln

Österreichische Forscher werteten 68 Studien aus

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 2 Min.

2007 wurden in Deutschland über 30 Millionen Handys verkauft. Erstaunliche Zahl, wenn man bedenkt, dass das Mobiltelefon nach diversen Studien für Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus und sogar Krebs verantwortlich sein soll. Nun haben Studien häufig so ihre Tücken. Bezahlt dafür die Industrie, werden mögliche Risiken eines Produkts gern heruntergespielt. Dagegen neigen wirtschaftsferne Organisationen dazu, Risiken zu dramatisieren.

Aus diesem Grund haben österreichische Forscher jetzt 68 Studien zum Thema Handy und Gesundheit ausgewertet, die zumindest aus methodischer Sicht keine Angriffspunkte bieten. Ihr Fazit: »Es gibt keinen Beweis, dass bei Einhaltung der Grenzwerte eine gesundheitliche Gefährdung im Umgang mit Mobilfunk auftritt.« Weder Schlaf noch Gedächtnis würden durch den Gebrauch von Handys nennenswert beeinträchtigt. Ebenso wenig die Qualität der Spermien. Auch im Innenohr und am Hörnerv konnten Schädigungen nicht nachgewiesen werden. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt jedoch: Da die Studien in der Regel erst wenige Jahre laufen, ist ein Krebsrisiko durch Handys nicht auszuschließen. »Denn Tumore entstehen nicht von heute auf morgen, sondern haben Latenzzeiten von 10, 20 und mehr Jahren«, sagt Christian Wolf vom Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Betrachte man aber die vorliegenden Ergebnisse, so der Mediziner, sei ein kausaler Zusammenhang zwischen elektromagnetischer Strahlung und der Genese von Hirntumoren wenig wahrscheinlich.

Viele Menschen dürften sich dennoch weiter ängstigen, zumal sie den Worten von Wissenschaftlern prinzipiell misstrauen. Andererseits möchte kaum jemand auf die Vorzüge des Handys verzichten, selbst auf die Gefahr hin, dadurch seine Gesundheit zu schädigen. Um dem gewissermaßen vorzubeugen, haben Wiener Ärzte einen kleinen Verhaltenskodex erstellt. Erstens: Telefoniere mit dem Handy so kurz wie möglich. Zweitens: Trage das Mobiltelefon nicht in der Hosentasche und damit in der Nähe der Genitalien. Drittens: Schalte das Handy nachts ab und lagere es niemals in Kopfnähe. Und: Telefoniere nicht bei schlechtem Empfang, weil das Handy hier mit höherer Leistung sendet.

Metamorphose eines Begriffs
Das Mobiltelefon wird nur im Deutschen als »Handy« bezeichnet. Zwar kennt man das Wort auch in England und Amerika, aber dort bedeutet es soviel wie »handlich« und findet daher bevorzugt im erotischen Gewerbe Verwendung. Ist Handy also ein Pseudo-Anglizismus? Nicht unbedingt. Die US-Firma Motorola entwickelte schon 1940 ein kleines tragbares Funkgerät für das Militär, das man »Handie-Talkie« nannte. 1986 tauchte das Wort Handy als Bezeichnung für ein Amateurfunkgerät erstmals im Deutschen auf, bevor es 1990 als Synonym für Mobiltelefon zum Kultwort avancierte.

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