Tat-Sachen

  • Simone Schmollack
  • Lesedauer: 2 Min.

Eigentlich dürften sie einzig an ihren Taten gemessen werden. Aber Frauen in der Politik müssen in losen Abständen immer wieder ganz andere Dinge über sich lesen und hören: Da sind die Röcke von Ursula von der Leyen zu kurz, das Dekolleté von Angela Merkel war zu gewagt und Gesine Schwan sieht obenrum aus wie ein gerupfter Besen. Nicht nur, dass solche Äußerungen frauenverachtend sind, sie sind vor allem gähnend langweilig. Und sie offenbaren nur allzu deutlich: Selten akzeptieren Männer in der Politik (und anderswo) Frauen auf Augenhöhe.

Heute vor 100 Jahren, auf den Tag genau, fiel in Deutschland das Politikverbot für Frauen. Bis dahin standen alle Frauen, die politisch aktiv waren, oder denen nachgesagt wurde, sie seien es, immer mit einem Bein im Knast. Das ist vorbei. Vorbei aber ist noch lange nicht die Zeit, in der Frauen in der Politik im Grunde alles falsch machen können: Mal sind sie zu weiblich (»zickig«), dann wieder zu hart (»agiert wie ein Mann«). Und weil das so ist, sind Frauen in der Politik – noch immer – keine Normalität. Deswegen gibt es – noch immer – politische Hilfsmittel, u.a. Quote und Quorum. Beides mögen Frauen im übrigen selber nicht; welche Frau lässt sich schon gern nachsagen, aufgrund der Quote und nicht wegen der eigenen Leistung Parteivorsitzende, Bundestagspräsidentin oder EU-Abgeordnete geworden zu sein. Aber Quote und Quorum haben wenigstens das geschafft: Der Frauenanteil im Bundestag beträgt 30 Prozent, bei der LINKEN 39 Prozent, bei den Grünen 37 Prozent.

Trotzdem wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis Frauen in der Politik einzig an ihren Taten gemessen werden.

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