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In Berlin beginnt morgen das palästinensisch-israelische Filmfestival »Checkpoint«. Über Anspruch und Inhalte erzählt der Mitorganisator Yossi Bartal im Interview.
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ND: »Checkpoint« ist das bislang einzige palästinensisch-israelische Filmfestival im deutschen Raum. Was ist das Konzept?
Bartal: Unser politischer Anspruch ist, die Gesichter beider Gesellschaften zu zeigen und Solidarität und Kooperation von Israelis, Palästinensern und anderen zu zeigen, die sich für Frieden in Nahost einsetzen. Die Filme, die wir ausgewählt haben, thematisieren Aspekte des alltäglichen Zusammenlebens aber auch gemeinsamer Kämpfe von Israelis und Palästinensern – Perspektiven, die in der Öffentlichkeit zumeist ignoriert werden.

Zum Beispiel?
Etwa der gemeinsame gewaltfreie Widerstand gegen die Besatzung, den der Film »Bil'in Habibti« thematisiert; »Atash« beleuchtet patriarchale Verhältnisse in der palästinensischen Gesellschaft. »The Black Panthers speak« handelt von einer israelischen Black Panthers Gruppe, die – zeitgleich zu der Bewegung in den USA – für die Rechte arabischer Juden in Israel kämpfte. Von diesen ganz verschiedenen Facetten des Lebens und des Widerstands von unten in der Region ist in den bürgerlichen Medien so gut wie nie etwas zu lesen.

Wer organisiert das Festival?
Wir sind ein Kollektiv aus palästinensischen, deutschen und einem israelischen Aktivisten – das bin ich – die in Berlin leben und sich schon länger mit der Situation in Israel und den palästinensischen Gebieten auseinandersetzen. 60 Jahre Israel – das sind auch 60 Jahre »Nakba« für die palästinensische Seite. Auf arabisch bedeutet das Wort etwa soviel wie »Katastrophe« oder »Unglück«, als die viele Palästinenser die Gründung Israels damals empfanden. Deshalb wollen wir den Fokus auf die Frage richten, wie es für die Menschen, die in der Region leben, weitergehen soll. Jenseits davon, uns auf eine anti-israelische oder anti-palästinensische Seite zu schlagen, geht es uns ganz klar um die gemeinsame Perspektive.

Sind Filmemacher anwesend?
Unser Budget ist leider sehr knapp, weil wir keine Finanzierung über Stiftungen erhalten. Deshalb können wir nicht alle Künstler einfliegen. Zur Eröffnung des Festivals kommt aber beispielsweise der Regisseur Udi Aloni, dessen Film »Forgiveness« bereits auf der Berlinale zu sehen war. Nach der Vorführung wird es ein Gespräch mit ihm geben. Auch die jüdisch-israelische Journalistin Amira Hass, die für die Zeitung Ha' aretz schreibt, wird nach Berlin kommen. Sie hat ein Buch über ihre Gespräche mit palästinensischen Gefangenen in Israel herausgegeben, aus dem sie in einer szenischen Lesung vortragen wird.
Fragen: Ina Beyer

Festivalpogramm im Netz:
babylonberlin.de/checkpoint.htm

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