Beflügelt von der Köpi

Ende Mai kommt die europaweite Alternativ-Bewegung nach Berlin

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Ursprünglich sollten die Freiraumaktionstage die Berliner Köpi unterstützen. Da dieser Konflikt vorerst entschärft ist, stehen nun andere bedrohte Stadtprojekte im Mittelpunkt.

Freiräume erkämpfen und den internationalen Austausch vorantreiben – das sind nur zwei Themen der Freiraumaktionstage, die am 27. Mai in Berlin beginnen. »Wir rechnen mit mehreren hundert Teilnehmern«, sagte Lukas Peters von der »Wir bleiben alle!«-Kampagne, in deren Rahmen die Aktionstage stattfinden, gegenüber ND. Sie sind der vorläufige Höhepunkt der im Februar gestarteten Kampagne.

Eigentlich sollte Ende Mai die Köpi, ein seit bald zwanzig Jahren bestehendes international bekanntes Wohn- und Kulturprojekt, gegen die drohende Räumung verteidigt werden. Kurz vor dem 1. Mai hatten sich Bewohner und Besitzer jedoch auf Mietverträge geeinigt. Im Fokus stehen nun der Erhalt anderer bedrohter Projekte und der Kampf um neue Räume. »Dass die Köpi Verträge bekommen hat, hat uns nicht den Wind aus den Segeln genommen, im Gegenteil«, so Peters. Leute aus vielen europäischen Ländern hätten ihr Kommen zugesagt. Die gute Vernetzung sei ein Ergebnis der Auseinandersetzungen um das Ungdomshuset in Kopenhagen, ein 2007 geräumtes Kulturprojekt.

Einige der letzten »Freiräume« in Berlin stehen auf der Kippe: So ist die Zukunft für das seit Mitte der 90er Jahre bestehende Wohnprojekt Brunnenstraße 183 ebenso ungewiss wie für die alternative Kneipe XB-Liebig in Friedrichshain. Dem durch sein Varieté weit über Berlin hinaus bekannten Wagenplatz »Schwarzer Kanal« droht das endgültige Aus und auch die »Kad-terschmiede«, eine Kneipe im ehemals besetzten Wohnprojekt Rigaer Straße 94, soll wieder einmal geräumt werden. Insgesamt geht es um einen bedeutenden Teil der alternativen und subkulturellen Infrastruktur der Stadt, wie Kinos, Konzertsäle und Kneipen.

Das Aktionsrepertoire der Kampagne ist breit. Es reicht von Besetzungen über Veranstaltungen und Protestpostkarten an das Abgeordnetenhaus bis hin zu militanten Aktionen. So gingen in Berlin in der Nacht vom 8. auf den 9. April mehrere Autos in Flammen auf. Unbekannte zerstörten die Scheiben einer Sparkasse in Kreuzberg, ebenso die Scheiben beim Deutschen Architektenzentrum, das daraufhin eine Veranstaltung zur Zukunft des Spreeufers absagte. Bekannt hatte sich zu den Anschlägen eine »AG nächtlicher spaziergängerInnen«.

Die Kampagne stellte zudem ein eigenes Konzept für die Nachnutzung des Tempelhofer Flughafens vor. Statt kommerzieller Bauprojekte will man eine freie Nutzung der Flächen durch die Berliner. In der Zeit vom 27. Mai bis zum 1. Juni ist ein Piratenradio auf der Frequenz 95,2 zu hören. »Die Kampagne läuft auch nach den Aktionstagen unbefristet weiter. Wir wollen ja alle bleiben«, so Peters. Sie sei durch die mittlerweile sehr breite Unterstützung »bürgernäher« geworden. Die mit der Stadtumstrukturierung drohende Vertreibung einkommensschwacher Schichten betreffe schließlich alle.

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