Wundertüte leer?

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

In heiterer Eigenwerbung bezeichnet sich der Radiosender Multikulti als »Wundertüte aus Berlin für in Deutschland lebende Ausländer und Deutsche«. Nun ist das bunte Programm offenbar von Schließung bedroht. In den Kassen des öffentlich-rechtlichen Betreibers Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) fehlen 54 Millionen Euro, heißt es. Da könnte auch die Wundertüte leer bleiben.

Dabei hat sich just diese als wahres Füllhorn erwiesen. In knapp zwei Dutzend Sprachen schüttet es nicht nur Informationen, Service und Musik aus aller Welt über seine Hörer, sondern Lebensart. Die in Europa vielleicht einzigartige Radiowelle lässt nicht nur Migranten Sprache und Kultur pflegen und sich heimischer fühlen, sondern eben auch Berliner einander besser verstehen. Das geschieht durchaus im Wortsinne, wenn man sich so vielen Sprachen im Original zuwenden kann.

Es geht wohlgemerkt um öffentlich-rechtliches Radio in der ARD, um Steuergelder und vor allem eine politische Entscheidung. Die Abschaltung der Welle wäre für die multikulturelle Metropole ein fatales Signal. »Integration« erwiese sich über Berlin hinaus als Worthülse. Man kann nicht den Karneval der Kulturen auf den Straßen, in den Sendern und von der Politik feiern lassen, Multikulti aber ausknipsen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal