Kaum beachtet und beinahe vergessen

Das ehemalige KZ-Uckermark wurde verwüstet

Von der Öffentlichkeit fast nicht bemerkt wurde vor einigen Wochen das ehemalige Konzentrationslager Uckermark verwüstet. Über dieses Frauenlager im Brandenburgischem ist bisher wenig bekannt.

Kaum jemand hat davon Notiz genommen: Schon Mitte April wurde das ehemalige Jugendkonzentrationslager für Mädchen und junge Frauen am Stadtrand von Fürstenberg (Havel) verwüstet. Die Täter entwendeten eine Informationsbox, ein Übersichtsschild, eine Holzbank und einige Tafeln, die über das Lager und seine Geschichte informieren. Außerdem wurden Figuren, die an die inhaftierten Frauen erinnern, beschädigt. Insgesamt entstand ein Sachschaden von rund 2000 Euro.

Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark ist 1942 von Häftlingen des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück errichtet worden. Den Nationalsozialisten diente das Lager als eine Haftanstalt, in der sie »schwererziehbare« Mädchen, Jüdinnen und Roma- und Sinti-Mädchen einsperrten. Als die Rote Armee die ersten Lager befreite, brachten die Faschisten die noch lebenden, weiblichen Häftlinge der östlichen Lager unter anderem nach Ravensbrück und in das Lager Uckermark. Bis zur Befreiung am 8. März 1945 ermordeten die Nazis nach Darstellung der Lagergemeinschaft Ravensbrück, die sich für die Aufarbeitung der Gräuel in dem Konzentrationslager engagiert, bis zu 5000 Frauen.

Dieses »Jugendschutzlager«, wie es verharmlosend im NS-Jargon hieß, wurde auf dem Geländekomplex des KZ-Ravensbrück erbaut. Horst Seferens von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten verweist darauf, dass es gegen Ende des Zweiten Weltkrieges als ein »Sterbelager«, in das geschwächte Häftlinge aus Ravensbrück gebracht wurden, diente. Zudem habe das Konzentrationslager Uckermark dem Kommandanten aus Ravensbrück unterstanden und ist dadurch für die Vorsitzende der Lagergemeinschaft, Anne-Marie Müller, »untrennbar mit ihm verbunden«. Ein Teil der Gedenkstätte Ravensbrück ist das Frauenlager Uckermark jedoch nicht. Betreut wird das Gelände von der Lagergemeinschaft Ravensbrück und dem Verein »Initiative für einen Gedenkort Uckermark«.

Nicht viel ist über das Lager in der Uckermark bekannt. Historische Arbeiten gibt es nur wenige. Es scheint von der Öffentlichkeit wie von staatlicher Seite kaum beachtet zu werden. Niemand übernehme so recht Verantwortung für diese Gedenkstätte, meint Heike Rode, ebenfalls in der Lagergemeinschaft aktiv, enttäuscht. Entdeckt wurden der Diebstahl erst, als die Gemeinschaft am 20. April die Befreiung von Ravensbrück beging. Die Lagergemeinschaft Ravensbrück hat Anzeige wegen Sachbeschädigung bei der Polizei gestellt.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal