Mister NPD

Tobias Marschke ist ein gutaussehender junger Mann, darum beteiligte er sich auch an einem Schönheitswettbewerb für Männer. Am 8. Mai kürte man den Zeitsoldaten der Bundeswehr zum »Mister Mecklenburg-Vorpommern«. Das Siegerbild zeigt einen artig lächelnden Tobias Marschke. Nun sind allerdings Fotos älteren Datums aufgetaucht. Auf ihnen ist ein ernster, ja zorniger Neonazi-Aktivist im Kreise kahlrasierter Gesinnungsgenossen zu sehen. Kaum vorstellbar, dass diese Fotos denselben jungen Mann zeigen – Tobias Marschke!

Einige Stralsunder Kameraden erinnern sich an einen »100-prozentigen« Hardliner, der für ein rechtes Schülermagazin namens »Avanti« schrieb. Außerdem fiel er am Rande einer Demonstration gegen den Irak-Krieg unangenehm auf: Der spätere Mister MV musste von der Polizei daran gehindert werden, eine benzingetränkte USA-Fahne anzuzünden. Mittlerweile gestand der schönste Mecklenburger einer Tageszeitung, in einem anderen Leben einmal Neonazi gewesen zu sein. »Ich bin reifer geworden und distanziere mich davon«, bekannte er reumütig. Bislang hatte diese erzwungene Vergangenheitsbewältigung keine Auswirkungen auf die Karriere des angehenden Super-Models und gestandenen Bundeswehrsoldaten. Die Armee hatte keine Bedenken ob des früheren politischen Engagements ihres Zeitsoldaten. Seinen Titel als Mister MV darf Tobias auch behalten. Detlef Tursies, Geschäftsführer der MGO - Komitee Miss Deutschland, sieht keinen Anlass für eine Aberkennung des Titels: »Wenn wir eine Ausschreibung machen, können wir nicht immer ein polizeiliches Führungszeugnis verlangen.« Damit hat sich der Rummel um den 20-jährigen Ex-Nazi wohl gelegt, also zurück zur Tagesordnung. Immerhin hat sich Marschke – laut Eigenaussage – vor sechs Jahren von der braunen Szene losgesagt. Da scheint ihn wohl sein Erinnerungsvermögen im Stich zu lassen. Kameraden wollen den späteren Mister MV noch am 20. April 2005 (Hitlers Geburtstag) auf einem Kameradschaftsabend in Stralsund gesehen haben.

Übrigens: Tobias Marschke ist als amtierender »Mister Mecklenburg-Vorpommern« automatisch für den Endausscheid um den Titel »Mister Germany« qualifiziert.