Nazipost soll draußen bleiben
Im sächsischen Borna verteilt ein Verein Aufkleber für Briefkästen
Ende März dieses Jahres fand der frühere sächsische Sozialminister Hans Geisler (CDU) in seinem Briefkasten ein rechtsextremes Flugblatt und ein mit »Heil Hitler« unterschriebenes Schriftstück. Dass diese Tatsache an die Öffentlichkeit gelangte, ist wohl Geislers Prominenz geschuldet, denn Nazipropaganda im Briefkasten ist alles andere als ungewöhnlich. Ob NPD, »Freie Kräfte« oder sonstige Nazis, ihre Propaganda stecken die Rechten gerne in Briefkästen. Vielleicht, weil die sich nicht gegen den braunen Papiermüll wehren können.
Mit der Aktion »Mein Briefkasten gegen Rassismus« des Vereins Bon Courage können sie es in Zukunft aber doch – wenn ihre Besitzer den Aufkleber des Vereins anbringen. Unmissverständlich teilt dieser mit, dass der Einwurf jeglicher rechter Propaganda unerwünscht ist. Die gerade angelaufene Verteilung der Aufkleber in Borna und Umgebung stößt laut Rico Knorr, dem Vorsitzenden von Bon Courage, auf »gute Resonanz«. 20 000 Stück wurden gedruckt, die nach dem »Pilotprojekt« in Borna in einem weiteren Umkreis verbreitet werden sollen. Zusätzlich klären Flyer über Naziorganisationen, -aktivitäten und -erkennungszeichen auf. Denn viele der Wurfsendungen, die seit längerer Zeit mehr oder weniger regelmäßig verteilt werden, sind laut Knorr »nicht auf den ersten Blick als rechtsextrem erkennbar«.
Der Verein wurde im Januar 2007 in Borna gegründet und versteht sich als Jugendorganisation. Die mehr als 50 Mitglieder sind 14 bis 22 Jahre alt. Seit der Gründung hat der Verein bereits neun Aktionen und Projekte auf die Beine gestellt. Darunter eine Mahnwache gegen Geschichtsfälschung vor einer »Gedenkstätte« ausschließlich für deutsche Opfer des Zweiten Weltkrieges, eine Vortragsreihe über rechte Jugendkultur, ein Benefizkonzert zugunsten von Opfern rechter Gewalt und eine Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz, für die der Verein auf der vergangenen Ostdeutschland-Konferenz der LINKEN ausgezeichnet wurde.
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