nd-aktuell.de / 06.06.2008 / Politik / Seite 4

Perspektiven auch für Härtefälle

Förderung für Schulabbrecher beschlossen

Berlin (AFP/ND). Der Bundestag hat mit den Stimmen der Koalition am Donnerstag den „Ausbildungsbonus“ zur Schaffung von bis zu 100 000 zusätzlichen Lehrstellen beschlossen. Mit den neuen Instrumenten Ausbildungsbonus und Berufseinstiegsbegleitung sollen die bislang chancenlosen Schulabbrecher und Hauptschüler in Lehrstellen vermittelt werden. Die notwendigen Finanzen stellt das Bundesarbeitsministerium dafür zur Verfügung. Ziel sind 100.000 neue Ausbildungsplätze bis zum Jahr 2010. Da die Instrumente arbeitsmarktpolitisches Neuland bedeuten, sind sie befristet - über den Erfolg entscheidet auch, ob die bisher skeptischen Betriebe die Angebote nutzen.

Der Ausbildungsbonus richtet sich an Arbeitgeber, die schwer vermittelbaren Schulabgängern mit einem Haupt- oder Sonderschulabschluss oder ohne einen Schulabschluss einen zusätzlichen Ausbildungsplatz anbieten. Anspruch auf die Förderung besteht, wenn die jungen Menschen im Vorjahr oder früher die Schule verlassen und dann keine Lehrstelle gefunden haben. Für den Ausbildungsbonus bewilligt Scholz aus seinem Etat bis zum Jahr 2012 insgesamt 450 Millionen Euro. Bei einer »unerwartet starken Annahme« durch die Wirtschaft könnten die Kosten erheblich höher ausfallen, heißt es im Gesetzentwurf. Bislang zeigte sich die Wirtschaft allerdings eher skeptisch. In einer Online-Umfrage unter 12.000 Unternehmen des Industrie- und Handelskammertages gaben 85 Prozent der Betriebe an, das Instrument werde ihr Lehrstellenangebot nicht beeinflussen, nur fünf Prozent wollten eine zusätzliche Stelle schaffen.

Die Gewerkschaften fürchten eine Bevorzugung von Altbewerbern gegenüber aktuellen Schulabgängern. Auf Druck der Tarifpartner verzichtete die Koalition darauf, auch Realschüler mit schlechten Noten als Pflichtleistung zu fördern. So sollen befürchtete Mitnahmeeffekte verhindert werden. Eine Förderung als Ermessensleistung bleibt aber möglich. Zudem können nun auch Teilnehmer einer so genannten Einstiegsqualifizierung, also geförderter Praktika, den Bonus bekommen. Aus dem Jahrgang 2005/2006 strebten mehr als 90 Prozent der Hauptschulabsolventen eine Lehrstelle an. Allerdings kamen nur 35,7 Prozent dieser Abgänger unter.