Hungergipfel mit magerem Ertrag

Entwicklungsorganisationen kritisieren Verlauf und Ergebnisse der Welternährungskonferenz

  • Lesedauer: 2 Min.
Entwicklungsorganisationen haben eine kritische Bilanz des Welternährungsgipfels gezogen. Die Bundesregierung sieht indes wichtige Impulse.

Rom/Berlin (Agenturen/ND). Die Teilnehmer des Welternährungsgipfels in Rom haben sich nach langwierigen Verhandlungen auf eine gemeinsame Erklärung geeinigt. In dem am Donnerstag verabschiedeten Dokument verpflichten sie sich, »mit allen Mitteln das von der Krise ausgelöste Leiden zu lindern und die Nahrungsmittelproduktion zu fördern«. Die internationale Gemeinschaft müsse »dringend koordinierte Maßnahmen ergreifen, um die negativen Folgen der steigenden Lebensmittelpreise auf die am meisten gefährdeten Länder und Bevölkerungen zu bekämpfen«, betonen die Teilnehmer der dreitägigen UNO-Konferenz. Arme Länder müssten bei der Entwicklung ihrer Landwirtschaft durch stärkere Investitionen unterstützt werden.

Kurzfristig fordert die Erklärung, Lebensmittelhilfe für Entwicklungsländer zu verstärken. Langfristig gelte es, in den am stärksten von der Krise betroffenen Regionen vor allem Kleinbauern zu unterstützen und den Handel zu liberalisieren. Die Vertreter der mehr als 180 Teilnehmerstaaten des Treffens betonten ferner die Notwendigkeit, auf die »Herausforderungen des Klimawandels« einzugehen. Verstärkte Investitionen mahnten die Gipfelteilnehmer in diesem Zusammenhang in Forschung und Technologie für Lebensmittel und Landwirtschaft an.

Die Deutsche Welthungerhilfe äußerte sich zum Abschluss der dreitägigen Konferenz enttäuscht. »Mutlose Politiker lassen die Hungernden im Stich«, erklärte die Organisation und kritisierte, die Hauptursachen der Ernährungskrise wie Handelsbeschränkungen der Industriestaaten für Importe aus Entwicklungsländern seien in Rom ausgespart worden. In der Schlusserklärung fehlten zudem Hinweise auf die Chancen und Risiken der Biotreibstoffe. Angekündigte Soforthilfen wie verbilligtes Saatgut und Kleinstkredite für Bauern schafften eher Abhängigkeiten, als dass sie die Krise lösten. Für mehr Ernährungssicherheit seien vielmehr langfristige Investitionen in die Infrastruktur und die Bildung der Bauern nötig. Der Evangelische Entwicklungsdienst sprach von einer vertanen Chance.

Thomas Hirsch von »Brot für die Welt« meinte, die Konferenz habe ihr Ziel verfehlt, die Auswirkungen des Klimawandels und der Agrotreibstoffe auf die Welternährung anzugehen.

Die internationale Hilfsorganisation Oxfam würdigte, dass erstmals auf einer UN-Konferenz anerkannt wurde, dass Probleme wie Hunger, Klimawandel und die Produktion von Biotreibstoffen eng miteinander verbunden seien.

Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul zeigte sich indes überzeugt, dass von Rom wichtige Impulse ausgehen. Sie begrüßte einen von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon vorgelegten Aktionsplan zur Ernährungskrise. Darauf sollte sich die Weltgemeinschaft verständigen. Armut und ungerechte Verteilung seien die Kernprobleme. »Es ist wichtig, dass der Welternährungsgipfel stattgefunden hat«, erklärte sie.

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