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Politrock oder Volkslieder

Heute spielen »The Durgas« im Café Zapata und »Heimat« im Quasimodo

  • Hansdieter Grünfeld
  • Lesedauer: 2 Min.

Fast zeitgleich beginnen die Auftritte einer amerikanischen und einer deutsch-brasilianischen Gruppe zu Beginn des heraufdämmernden Wochenendes. Den Konzertbesuchern bleibt nur die Qual der Wahl.

Auf Europatournee befinden sich »The Durgas«, die aus Kalifornien stammen. Die Gebrüder Benji und Christopher Simmersbach spielen in der Band Gitarre und singen. Je nach musikalischer Situation bedient Jonathan Heine Bass, Piano oder Gitarre, als Perkussionist gehört noch Rainer Baumgartner zur Gruppe. Zweifellos liegen die Wurzeln der Musik dieses Quartetts im Polit- und Folkrock der 60er Jahre, der durch Blues und Reggae angereichert werden kann. Die Texte setzen sich mit Alkohol- und Drogenmissbrauch auseinander, werben aber auch liebenswürdig für Toleranz, Nächstenliebe und Umweltschutz, ohne zu predigen oder den Zeigefinger zu erheben. Die auftrittsbesessenen Tourmusiker überzeugen am besten auf Konzertmitschnitten, so auch auf den letzten drei Titeln ihrer neuesten CD »Back to the Start«.

Mit einem ganz anderen musikalischen Konzept gewinnt das Quartett »Heimat« seine Zuhörer. Der Begriff »Heimat« hat für viele einen dubiosen, wenn nicht ablehnenden Beigeschmack. Kann er doch den lautstarken Aufmarsch revanchistischer Heimatvertriebenen-Verbände ebenso symbolisieren wie er leider untrennbar mit der Blut- und Bodentheorie und der Heim-ins-Reich-Forderung der Nazis verquickt wurde.

Deshalb wohl ließen sich die brasilianisch-deutschen Musiker und Komponisten Jorge Degas und Andreas Weiser 20 Jahre Zeit, um deutsche Heimat-, Volks- und Kunstlieder mit brasilianischen Rhythmen zu verquicken und einer äußerst geglückten Neubearbeitung zu unterziehen. So treffen zum Beispiel Goethes »Heideröslein« und Heines »Loreley« im Samba- oder Flamencorhythmus auf die Ohren der Konzertbesucher, während das »Wiegenlied« von Brahms herrlich im Bossa-Nova-Takt swingt. Doch auch derbe Volkslieder wie »Auf einem Baum ein Kuckuck saß« befinden sich im Repertoire.

Die historischen Texte erfahren durch die glasklare, bisweilen jazzige Intonation der ausgezeichneten Nachwuchssängerinnen Nina Ernst und Sahrin Rezai einen überraschend zeitgenössischen Anstrich.

Heute, The Durgas, 22 Uhr, Cafe Zapata, Oranienburger Str. 54, Mitte; Degas/Weiser-Heimat, 22.30 Uhr, Quasimodo, Neue Kantstr.12a, Charlottenburg

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