Kickerlatein für Laien!

  • Thomas Wieczorek
  • Lesedauer: 2 Min.
Spitze Feder: Kickerlatein für Laien!

Jetzt ist wieder die Zeit gekommen, wo sich die Spreu vom Weizen trennt, also die Fußballexperten, denen man nichts vormachen kann, und den blutigen Laien. Während insbesondere bei den Spielen der deutsche Mannschaft die Experten zu allem zu jedem ihren Senf dazugeben dürfen, müssen die Laien den Mund halten, weil man sonst das wichtigste verpasst.

Daran sind die Laien aber selbst schuld, denn die Experten haben, genau wie Fernsehreporter übrigens auch, nicht den leisesten Schimmer, sondern lediglich die besten Sprüche und Allgemeinsätze drauf. Wer nur ein paar dieser beherrscht, kann die heimische Bundestrainerrunde überzeugend in die Schranken weisen.

Wenn Deutschland am Ball ist, fordern wir: »über die Flügel kommen«, »die Räume öffnen«, »den Ball laufen lassen«, »Ruhe ins Spiel bringen« oder »die Verteidiger müssen nachrücken.« Haben die anderen das Leder, so heißt es: »Den Gegner nicht ins Spiel kommen lassen«, »Räume eng machen«, oder »rechtzeitig attackieren«. Bei einem Foul fragen wir: »Hat der nicht schon gelb?« Oder wir behaupten: »Das kann man auch andersrum sehen.«

Dann greifen wir uns irgendeinen Deutschen heraus und behaupten: »Der gefällt mir aber besser als zuletzt in der Bundesliga«, bei Ballack »als zuletzt mit Chelsea«. Wenn's nicht gut läuft, erinnern wir an frühere Helden. Ossis seufzen zum Beispiel: »Die haben eben keinen Stürmer wie Vogel oder Streich« oder »Ballack ist eben nicht Ducke« und bei einem Gegentor: »Jürgen Croy hätte den gehalten.«

Irgendeiner erwähnt dann garantiert das 1:0 von Jürgen Sparwasser 1974 gegen die BRD. Und da sagen wir ganz gelangweilt. »Hat der nicht damals auch das Tor für Magdeburg zum 2:0 im Halbfinale des EC-2-Cups 1974 gegen Sporting Lissabon gemacht? Und im Finale gab's doch dann das 2:0 gegen den AC Mailand.«

Sollten auch Wessis dabei sein, können wir uns mit dem Hinweis, »Overath und Breitner waren natürlich auch nicht schlecht. Und Netzer sowieso – wenn er wollte«, die unangefochtene gesamtdeutsche Fußballhoheit über die Fernsehsessel sichern.

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