Kein Mut für Pythagoras und Co.

Mädchen können genauso gut Mathematik wie Jungen, trauen sich aber weniger zu – zu Unrecht

  • Claudia Wessling
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

»Wir haben das Jahr der Mathematik. Die Mädchen können solange was malen.« Die Karikatur im Berliner Stadtmagazin »Zitty« greift ein uraltes Klischee auf: Die Disziplin von Gauß und Hilbert ist Männersache. Auch wenn heute sicher niemand mehr die im Jahr 1900 geäußerte Ansicht des Leipziger Neurologen Paul Möbius teilten möchte, »dass ein mathematisches Weib wider die Natur sei« – ganz verschwunden ist das Vorurteil nicht.

»Manche Lehrer denken noch heute, Mädchen können das nicht. Das ist eigentlich gar nicht zu glauben«, sagt Sylvia Jahnke-Klein. Die Dozentin für Schulpädagogik an der Universität Oldenburg erforscht seit Jahren die Situation von Schülerinnen im Mathematik-Unterricht. Dass diese es nicht immer leicht haben, bestätigten auch Bildungsstudien wie PISA und TIMSS, denenzufolge Mädchen bei den Tests der mathematischen Kompetenz hinter den Jungen zurückfallen. Im Bereich Problemlösen allerdings – einer mit mathematischen Fragen eng verknüpften Fähigkeit – hatten in der 2003 veröffentlichten PISA-Studie mit Schwerpunkt Mathematik die Mädchen die Nase vorn.

Vorgebliche mathematische Schwächen von Mädchen und Frauen werden gerne mit der Biologie begründet: Tatsächlich belegen kognitive Tests, dass Frauen im räumlichen Verstehen dem anderen Geschlecht aufgrund hormoneller Einflüsse auf das Gehirn oft unterlegen sind. Doch solche Fähigk...


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