Mehr Radwege statt Kontrollen

  • Ina Beyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Straßenverkehr sind ja immer die anderen schuld. Als Radfahrer schimpft man auf die Autofahrer und andersherum und diese unentschiedenen, zudem oft unberechenbaren Fußgänger können auch schon ziemlich Nerven kosten. Oft genug knallt's aber leider wirklich und dabei hat es diese Woche auch Helmut Gloystein erwischt, der in Berlin stellvertretender Kreisvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) ist. Gloystein wurde von einem Radfahrer angefahren und nach Angaben seiner Gewerkschaft dabei so stark verletzt, dass er vom Dienst abtreten musste. Ein durchaus bedauerliches Ereignis, nach dem man Herrn Gloystein gute Besserung wünschen möchte.

Umgehend fühlte sich DPolG-Landeschef Bodo Pfalzgraf bemüßigt, ein rigoroseres Durchgreifen auf den Straßen zu fordern. Pfalzgraf fordert mehr Personal für die Ordnungsämter, um Radfahrer auf Gehwegen verfolgen zu können. Bislang nämlich seien Ordnungsämter und Polizisten gegen die Raser machtlos. Zur Untermauerung holte die Gewerkschaft aktuelles Datenmaterial aus dem Schrank: Allein von Januar bis März seien in Berlin 752 Radfahrer verunglückt, drei davon tödlich.

Nun werden dies viele Radfahrer sicher anders sehen. Wer kennt es nicht, das Problem, sich auf einer Straße ohne Fahrradweg durch den dichten Stadtverkehr zu schlagen? Stop and Go, plötzlich biegt irgendwo einer ohne zu blinken auf die Straße ein, der Autofahrer vor einem tritt überrascht auf die Bremse. Man selber schafft es nicht mehr ganz so schnell – und schon macht man eine Rolle über den Lenker nach vorne auf die Fahrbahn, wo einem – wenn man Glück hat – vielleicht noch ein paar Fußgänger helfen. Insbesondere auf den breiten, mehrspurigen Straßen traut man sich kaum auf die Fahrbahn, denn erstens ist nicht klar, wo rechts die nächste Autotür aufgeht, die einen kalt ausbremst, und zweitens wird aus den geforderten 1,70 Meter Sicherheitsabstand der vorbeibrausenden Autos links ganz schnell mal auch ein »gerade noch so dran vorbeigeschrappt«. Wer ist hier die wirkliche Gefahr im Verkehr? Statt mehr Ordnungshüter zu fordern, könnte sich die DPolG vielleicht mal für mehr Fahrradwege einsetzen.

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